Projektwerkstatt

KLIMAKONFERENZEN

Entgegnung

Treber@germanwatch.org (Manfred Treber) schrieb am 30.05.101 04:51:21 zu Re: [bon-cop6b] Resolution gegen den Klimagipfel:
Die Resolution spricht für sich - man merkt ihr an, daß die Autoren sich nicht die Mühe gemacht haben, sich zu informieren und sich genauer Gedanken zu machen, worüber sie sich auslassen.
... Das haben die Autoren in ihrer Selbstbeschau alles nicht mitbekommen.

Hallo,
die obigen beiden Sätze am Anfang und am Ende des Textes zeigen erneut und leider, daß Du offenbar wenig Interesse an Debatten und kein Verständnis dafür hast, daß andere es wagen können, zu anderen Schlüssen zu kommen als Du. Das ist in den Mails davor auch schon so gewesen.
Ich verstehe alles als offenen Prozeß - wo Kooperationen möglich sind usw., ist diesem überlassen.
Bedauerlicherweise aber zeigt Dein Denken (und das vieler anderer gerade in den NGOs), daß dort ein Widerspruch zur Normalität geworden ist:
1. Niemand darf etwas Radikales formulieren, wenn es anderen widerspricht.
2. Ständig dürfen anpasserische Formulierungen veröffentlicht werden, auch wenn es anderen widerspricht.

Die Forderung nach Konsens u.ä. kommt ja immer dann auf, wenn etwas Radikales dem Konsens nicht entspricht. Schwache und anpasserische Positionen werden darauf nie überprüft.
Dieses Denken steht auch hinter Deiner "Argumentation" - während Du selbst ständig Positionen vertrittst (was ich Dir klar zugestehe), die meinen widersprechen und das normal findest, klagst Du umgekehrt darüber.
Naja. Nach dieser allgemeinen Vorrede ein paar Details:

Das fängt schon in den ersten Sätzen an.
Die ersten beiden hier benannten Fehler sind in der Tat dumm und schon direkt nach Verabschiedung der Resolution aufgefallen (und inzwischen überall geändert). Was allerdings keine Beweisführung ist, ist die Behauptung, weil da zwei Detailfehler in nicht-inhaltlichen Punkten sind, sei alles andere auch falsch.

3. Warum das Protokoll nicht zum Klimaschutz beitragen soll, bleibt das Geheimnis der Autoren - und sie behalten es für sich.
Satirische Antwort wäre erstmal:
"Warum das Protokoll zum Klimaschutz beitragen soll, bleibt das Geheimnis des Autors".
Die Resolution benennt die Gründe - erst recht die umfangreichen Kritiktexte im Schwerpunktheft der Ö-Punkte. Zudem haben "sie" auch in anderen Zeitungen z.B. Pro & Contra - Gegenüberstellungen gemacht, wo Du den Pro-Part übernommen hast, also eigentlich das Geschehen und die Gründe kennen müßtest.

Es könnte ja sonst die Gefahr bestehen, daß sie argumentieren
müßten, und daß ihre Argumente nicht
Nun denn, Dein typischer Stil ... gehst Du bei Deiner Lobbyarbeit mit PolitikerInnen und Konzernen eigentlich auch so um oder behandelst Du nur Bewegungs-AktivistInnen wie Scheiße, während Du nach oben buckelst?

OPEC-Ländern seit 1990 der Treibhausgasausstoß gestiegen ist, und
daß dieser Trend durch das Kyoto-Protokoll ins Gegenteil verkehrt
Ach ja ... seit wann legt denn das Kyoto-Protokoll Grenzen für die OPEC-Staaten fest?
denn ausgerechnet der bisher größtangelegte Versuch gekippt werden, die wilde Globalisierung zu zügeln ?
Den Streit hatten wir schon mal. Ich glaube, daß die internationalen Proteste (Seattle & Co.) der bisher größtangelegte Versuch sind, mal was zu ändern. WÄhrend Kyoto versucht, die Proteste zu kanalisieren, umzulenken, zu verarschen und für einen krassen Modernisierungsschub zu nutzen, der die Ungerechtigkeit auf der Welt zementieren (weil legalisieren) soll.

Der IPCC hat niemals die katastrophale Forderung erhoben, den
Steht auch nicht in der Resolution ...

5. Inwiefern Atomkraftwerke und Aufforstungen anerkannt werden, hängt vom Ausgang der Verhandlungen in Bonn ab. Setzt Euch konstruktiv dagegen ein!
Nein! Es reicht für mich! Ich habe keine Lust, mich von den PolitikerInnen und Konzernen, die mir null tatsächliche Mitbestimmung geben, in die Hinterbänke setzen zu lassen mit der Bitte um Konstruktivität. Nur die direkte Aktion und der revolutionäre Prozeß schafft die Stimmung, in der dann selbst die Politik und Konzerne etwas tun müssen!
Daher: Kyoto stoppen - das ist politisch richtig (weil Kyoto Scheiße ist). Und es ist auch taktisch richtig, weil es Kyoto stoppt (optimales Ergebnis) oder verbessert.
Weniger in Deutschland als in Frankreich, Japan, den USA, Kanada oder Finnland - dort liegen in diesem Fall die Probleme.
Jaja, von Deutschland gekaufte NGOs müssen sowas sagen ... was sagst Du denn zu dem Anti-Kyoto-Text des Klimabündnis, veröffentlich von Ökologie-Institut und WWF Österreich?

6. Warum die Einführung von Emissionshandel nicht zum Energiesparen und zu mehr Erneuerbaren Energien führen soll, bleibt - wie vieles - das Geheimnis der Autoren.
Auch hier könnte ich den Satz umdrehen. Klar ist vor allem nicht, wieso das zu Einsparungen führen soll. Das ist sogar in allen einschlägigen Büchern zu lesen - Einsparungen gibt es auf keinen Fall, kann es gar nicht geben, weil der Handel erstmal nur bedeutet, daß alle Verschmutzungsmöglichkeiten (-rechte) auch ausgeschöpft werden. Zudem können neue erarbeitet werden, z.B. durch Aufforstungen und AKWs. Will heißen: Der Handel führt zu mehr Emissionen als ohne die Möglichkeit des Handels. Müßten EU, USA usw. ihre Reduktion im eigenen Land rausholen, würden sie mehr tun müssen. Ist doch sonnenklar!
Die bisherigen Erfahrungen mit dem Emissionshandel zeigen doch gerade, daß dies eines Handlungsmöglichkeiten ist, die der Emissionshandel anstößt.
Es lohnt sich halt ein Blick, wie die "andere Seite" das sieht. Die Konzerne schwärmen längst von den Gewinnchancen usw., machen Trainings zum CO2-Handel - und von Umweltschutz ist da keinerlei Rede. Die wissen was sie tun und warum sie Kyoto eigentlich gut finden (taktischerweise maulen sie trotzdem, um es noch besser für sie zu machen ... wie bei der Ökosteuer).

7. Daß das Kyoto-Protokoll eine Klimadebatte verhindern soll, kann nur der behaupten, der die intensive Debatte der letzten Jahre verpaßt hat - sie füllt Regalwände, Gesetzordner, Tausende von
Zeitungsseiten,
Ja, da hast Du recht. Das ist auch das einzige, was ich an Kyoto gut finde: In den ganzen Regalwänden voll Papier ist ziemlich viel CO2 gebunden (das meintest Du doch sicher, oder? Ansonsten sehe ich nicht, wieso Du wirklich meinst, daß die Menge bedruckten Papiers ein Zeichen für praktische Wirkung sein soll ...).

ja Dank den Klimagipfeln haben sich die Staatschefs damit befaßt,
die Wirtschaft und die Regierungen haben Arbeitskreise gegründet
und Reduktionsbeschlüsse gefällt,
Irgendwie klingt das alles wie eine Satire ... ein Öko-Lobbyist freut sind, daß aufgrund seines Rumgerödeles irgendwelche Wichtigleute (die sonst Kriege führen, Umwelt zerstören, Menschen vertreiben usw.) einen Arbeitskreis zu seinem Lieblingsthema gegründet haben - richtig süß.
DAHER:
Fakten für einen anderen Umgang mit der Umwelt (und zwischen den Menschen) werden nur die Menschen selbst schaffen. Macht und Verwertungslogik stehen dem IMMER entgegen. Daher ist eine Demokratisierung des Rohstoff- und Flächenverbrauchs der einzige Weg. Und die Idee von gesellschaftlichem Reichtum und freien Wissen die einzig emanzipatorische Vision!
Jörg

bei Facebook teilen bei Twitter teilen

Kommentare

Bisher wurden noch keine Kommentare abgegeben.


Kommentar abgeben

Deine aktuelle Netzadresse: 18.224.53.202
Name
Kommentar
Smileys :-) ;-) :-o ;-( :-D 8-) :-O :-( (?) (!)
Anti-Spam