Projektwerkstatt

ZUR KAMPAGNE "EXPO NO!" ZUR EXPO 2000 IN HANNOVER

Berliner Auswertung, Teil A: Zur Aktionswoche


1. Teil 1: Einleitung, Hintergrund
2. Teil 2: Die Anti-EXPO-Mobilisierungskampagne
3. Teil 3: Auswertung der Aktionswoche in Hannover
4. Teil 4: Perspektiven des Anti-EXPO-Widerstandes nach der Aktionswoche
5. Teil 5: Linke Medien & EXPO-Widerstand
6. Berliner Auswertung, Teil A: Zur Aktionswoche
7. Berliner Auswertung, Teil B: Zur Berliner Anti-Expo-Arbeit
8. Teil 8: Längerfristige Konsequenzen

Nach ersten Rücksprachen mit einigen Berliner Anti-EXPO-Aktivisten trifft die Kritik in der Interim zu. Und doch bin ich über das negative Echo ein wenig überrascht, weil mit der BAOBAB-Veranstaltungsreihe doch einiges gelaufen ist. Längst nicht in anderen früheren Kampagnen gab es so eine vielfältige Veranstaltungsreihe und so viele Infomaterialien (Zeitungen, Plakate, Flugis).
Die im genannten Interim-Artikel unbeantwortete Frage "Warum das ganze auf so wenig Interesse und Verbreitung gestoßen?" ist bzw. "Warum nur wenige Berliner an der Aktionswoche in Hannover teilnahmen?" kann auch ich mir nicht ganz erklären. Eine Antwort wird von Bolle für das Verhalten vieler Linke "nicht über den eigenen Tellerrand gucken" und am "Nicht wollen" geliefert.
Eine Antwort von mir. Da der Anti-EXPO-Widerstand bewußt ohne Organisationen und herkömmlicher Bündnisse vgl. früherer Großmobilisierungen erfolgte, fehlten vielen Aktivisten das Signal ihrer Organisation/Gruppe zum Mitmachen bzw. sich zu arrangieren um den Widerstand zu verbreitern. Zeigt das eben doch ein entsprechendes Bündnisverhalten auch im links-autonomen Spektrum, welches wahrscheinlich Tausende zur Entscheidung (mache ich mit/fahre ich nach Hannover) beeinflußt hat. In den DGB-Gewerkschaften ist eine Unterordnung auf Weisung der Gewerkschaftsführung am ausgeprägtesten. Es war aber richtig, die Konsequenz aus Köln 99 zu ziehen (die Fehler u.a. eines Bündnismißbrauchs einzelner etablierter Großorganisationen erst gar nicht nochmal entstehen zu lassen) und ein neues Konzept für einen qualifizierten Widerstand auszuprobieren.
Eine dritte Antwort liefert die in Teil 1 genannte Analyse . Daraus gefolgerte Einschätzung: Mitte der 90er Jahre ist die Autonome Bewegung in Deutschland auf einem Tiefpunkt angelangt. Für einen Schritt nach vorne waren die Verhältnisse sehr ungünstig und somit ein neues Anti-EXPO-Mobilisierungskonzept ein Risiko. Ich meine, daß in den 80er Jahren das Konzept aufgegangen wäre und mindestens 10.000 Leute zur Aktionswoche nach Hannover mobilisierbar gewesen wären.
Eine vierte Antwort ist sicher die fehlende rechtzeitige Medienberichterstattung. Siehe Teil 5! Die Resonanz an meinen Anti-EXPO-Infoständen auf zwei großen Straßenfesten (Mariannenplatz 1.Mai und Umweltfest 4.Juni) war gut. Das Bedürfnis nach neuer Information war entsprechend groß - so daß hier von mangelnden Interesse nichts zu spüren war.
 Zentrale Fragen werden im Papier Bolle & Behle genannt:
- Wie werden wir (die Bewegung) interventionsfähiger?
- Wie werden wir mehr?
- Wie binden wir neue und nichtorganisierte Leute in Widerstandskonzepte ein?
In jeder Uni und auch andere Bereiche der Gesellschaft außer den Gewerkschaften stellen sich diese Fragen, wenn ein Streik vorbereitet werden soll (oder andere Massenmobilisierungsaktion).
An den Unis gehen die Streikaktivisten/Streikaktionsräte in der Vorbereitungsphase mit Actions durch die Vorlesungen. Letzlich ist das Gespräch und die Überzeugung jeden einzelnen erforderlich um eine Streikbeteiligung bzw. -unterstützung zu erreichen. Erst dann können VV's und Urabstimmungen für einen Streik erfolgsversprechend durchgeführt werden.
Somit stellt sich natürlich die Frage: Wieviel Leute hat der Anti-EXPO-Widerstand tatsächlich erreicht bzw. überzeugt?
Wie soll in Zukunft zu ähnlichen Anlässen ein Netzwerk zum mitmachen für mindestens Zehntausend entstehen?
Soll die Bewegung eher anonym die Massen mobilisieren, oder ist vorher ein Aufbau von mehr Basisgruppen (Bereiche Arbeitsplatz, Uni, Schule, Wohnbereich, Kneipe usw.) erforderlich um eine größere Verbindlichkeit herzustellen.
In jeder Uni gibt es über die studentische Selbstverwaltung der Studierendenvertretungen/ASTEN eigendlich den richtigen Rahmen, eine entsprechende Basisarbeit zur Organisation entsprechender politischer Bewegungen aufzubauen. Dafür sind finanzielle Mittel, Räume, Medien der Uni und anderes vorhanden. Einrichtungen wie Stadtteilvereine, Arbeitslosenzentren, Umwelteinrichtungen (Stiftungen) und Projektzentren gibt es nicht überall und sind größenteils von Behörden abhängig. Natürlich gilt auch für die das gleiche wie mit den Studierendenvertretungen.

Ich schlage folgende Konsequenzen vor.
- Stärkerer Einfluß auf entsprechende Einrichtungen nehmen
- Vor zentralen Protestaktivitäten Basisgruppen aufbauen
- Ausgefeiltere umfangreichere Mobilisierungskonzepte erstellen.


Geheimdienstliche Überwachung im Expo-Widerstand (dem Betroffenen wird übrigens seitdem von linken Gruppen vorgeworfen, selbst Spitzel zu sein - das wiederum kommt aber aus autonomen Gruppen, in denen später tatsächlich ein Spitzel aufflog ... ob die selbst Drahtzieherin der falschen Vorwürfe war, ist nicht überliefert)

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