Alltagsalternativen

8 TAGE U-HAFT IN STAMMHEIM

Verhaftet ...


1. Kurzfassung
2. Ansichten und Innenansichten aus dem Knast
3. Verhaftet ...
4. Ab zur Bullizei ...
5. Allein ...
6. U-Haft ...
7. Stammheim ...
8. Zelle 49 ...
9. Knastleben ...
10. Knast als Heimat ...
11. Frauen ...
12. Ganz unten ...
13. Was geschieht draußen? ...
14. Den Prozeß machen ...
15. Und weiter ...
16. Vielen Dank ...
17. Spätere Nachträge
18. Reaktionen auf der Hoppetosse-Mailingliste
19. Weitere Reaktionen

Der Moment der Ankunft im Freien ist frustrierend. Nein, mehr: Er ist schockierend. Unten stehen planlos ca. 30 weitere Atomgegnis herum. Sie gehören überwiegend dem Bündnis gegen das Atomforum an – ein Zusammenschluß von hierarchistischen Gruppen wie der Ökologischen Linken, NGOs wie dem BUND und einigen Anti-Atom-Eliten. Wir, die wir kreative Widerstandsaktionen machen wollen und offene Strukturen sowie Organisierung von unten ohne Chefis und zentrale Gremien anstreben, wurden im Vorfeld ausgeschlossen. Zweimal wurde ein Mensch angegriffen, er sei zu jung, um Dinge einschätzen zu können – ohne Konsequenz. Ich dachte mir, als ich das hörte: „Wenn jemand sagt: Du kannst das als Frau gar nicht beurteilen, fliegt dieseR raus – mit Recht. Aber die Diskriminierung nach Alter geht durch – die Eliten können sich das erlauben.“ Und nun schleifen mich diese Bullenärsche an ihnen vorbei. Niemand ruft, singt, protestiert – nein, sie gucken weg, stieren hilflos in die Gegend, einige gucken sogar feindselig. Ich lächele einige an, während ich zwischen den Bullen in der Sonne liege. Niemand lächelt zurück. Ein kleines Kind ist mein einziger Gesprächpartni, immerhin ein Kontakt. Ich schleuderte mein Handy zu den PinkSilver-Leuten. Das müssen die Bullen ja nicht in die Hände bekommen. Dann fängt ein anderer von uns Verhafteten an, Protestlieder zu singen. Wir singen mit, die meisten Atomgegnis rundherum schweigen weiter.
Kontrollen, Durchsuchungen, die Zeit verrinnt, aber irgendwann sitzen wir alle in den Bullenwannen und die Fahrt geht los. Aus den Fenster sehen wir die anderen Demonstrantis. Wieder keine Reaktion. Schwach ohne Ende. Unsolidarisch, langweilig.

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