Martin Luther

WER SCHUF DEN MENSCHEN? GOTT! WER SCHUF GOTT? DIE MENSCHEN!

Kirchen- und Religionskritik


1. Religiöse Wahrheit - nein Danke!
2. Kirchen- und Religionskritik
3. Bibelkritik
4. Buchvorstellungen zum Themenbereich


Religionskritik

Aus Canfora, Luciano (2006): "Eine kurze Geschichte der Demokratie", PapyRossa in Köln (zitiert nach: Junge Welt, 13.4.2006, S. 10)
Nach dem Willen Gottes ist das Volk der Ursprung jeder rechtmäßigen Gewalt. Die Gemeinden Englands, die im Parlament versammelt sind, welches vom Volk gewählt ist und dieses repräsentiert, sind die oberste Gewalt dieser Nation. ...
Liest man die Protokolle dieser Debatte, so fällt deren stark religiöser und "reformatorischer" Geist auf; man berief sich einzig auf die Bibel und das Christentum. Für die Vertreter Cromwells erzählte das alttestamentliche Buch Exodus die Geschichte einer künftigen Befreiung. Die Bibel verwies also auf die Zukunft und nicht auf die Vergangenheit. ...
Der Kampf der Ideen wurde auf dem Boden der Religion ausgetragen, und die Ideen und die Mythen, auf die man sich bezog, fanden sich in der Bibel und in Luthers Aufbegehren gegen Rom hundert Jahre zuvor. ...
Im Brief an die Galater betont Paulus erneut: "Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau" (3, 28), mahnt jedoch im Ersten Brief an die Korinther: "Jeder soll in dem Stand bleiben, in dem ihn der Ruf Gottes getroffen hat" (7, 20). Ein instabiles, praktisch jedoch ausgesprochen produktives Gleichgewicht: Alle verharren an ihrem Platz, die entlaufenen Sklaven kehren zu ihren Herren zurück, die sie dann menschlich behandeln. Anderswo aber besitzen diese Unterscheidungen keine Gültigkeit. Die Verfassunggebende Versammlung Virginias zog anfangs sogar eine gesetzliche Bestimmung gegen entflohene Sklaven in Erwägung.(...) Von einer biblischen "Weltsicht" gelangte man eben nicht unbedingt zur Befürwortung der Freiheit aller Menschen hier und jetzt, in der konkreten sozialen Gegenwart.


Aus Frerk, Carsten, "Das Geschäft mit der Nächstenliebe", in: FR, 1.6.2006 (S. 9)
Die vielfältige Arbeit von Caritas und Diakonie kommt vor allem dem Image der beiden Kirchen zugute: "Die tun doch so viel Gutes."
Hinsichtlich der Finanzierung dieser Einrichtungen darf die beständige Wiederholung: "Die Kirche ist der Träger von Kindertagesstätten, Krankenhäusern, Altenheimen, etc." jedoch nicht täuschen, da in wesentliche Bereiche überhaupt kein Cent Kirchengeld fließt und die gesamten kirchlichen Zuschüsse für Caritas und Diakonie nur 1,8 Prozent von deren Gesamtkosten abdecken. ...
Dafür wird jetzt Abhilfe geschaffen. Das bereits von der rot-grünen Bundesregierung formulierte Antidiskriminierungsgesetz, das dieser Tage vom Bundeskabinett verabschiedet wurde, gibt den Kirchen und Weltanschauungsgemeinschaften das gesetzlich festgeschriebene Privileg, nach ihren eigenen ethischen Lehren "Loyalitätsanforderungen" zu formulieren, die nicht als Diskriminierung gelten.
Das bedeutet für die vielen MitarbeiterInnen beider Kirchen und bei Caritas wie Diakonie eine gesetzlich erlaubte Beschränkung der individuellen Rechte der freien Religionsausübung, der Berufswahl, der sexuellen Selbstbestimmung, der freien Partnerwahl und Lebensform - also Diskriminierung auf Grund eines Bundesgesetzes, das behauptet, gerade das verhindern zu wollen. Dies ist ein besonders fatales Beispiel für den Abbau von Bürger- und Menschenrechten. In Deutschland. Aktuell.


Aus Bernd Rebe, "Die geschönte Reformation" (S.76f)
Nach der von Hitler angeordneten Mordaktion gegen den SA-Führer Ernst Röhm, einige andere SA-Größen, aber auch gegen Teile des Bürgertums, am 30. Juni 1934 lud der aus Riga stammende braun- schweigische Pfarrer Ernst Brutzer zu einem "Dankgottesdienst aus Anlass der Säuberungsaktíon" ein. Hierin führte er (an den Bibeltext Röm. 13 von der Obrigkeit anknüpfend) aus,
"dass Hitler der von Gott bestellte Wächter (sei), der über dem Vaterland wache. Er gebe Gott immer wieder die Ehre. Ihm habe Gott beigestanden, ihm Entschluss und Tatkraft verliehen. "Wir danken es in diesem Hause, das uns der Gegenwart Gottes bewusst werden lässt, unserem Führer, dass er sich unter Gott beugt, und in der Vollmacht, die er ihm gegeben hat, im höchsten Verantwortungsbewusstsein vor Gott und vor dem Volk, dessen Schicksal ihm anvertraut ist, getan hat, was er tun musste, ohne Rücksicht auf die Person, um unser Volk vor dem Verderben zu retten und zu bewahren vor fremder Mächte Einmischung in unsere inneren Angelegenheiten, die wir Deutschen nach Gottes Willen selbst zu ordnen und zu leiten haben".
Im Rückblick auf die vergangenen 16 Monate stellte Brutzer fest.
"Wir freuten uns von Herzen in der Erkenntnis, dass Gerechtigkeit unser Land zu erhöhen begann und dass die volksverderblichen Mächte der Unordnung, Zuchtlosigkeit, des Liberalismus, der Sünde immer mehr an Boden verloren. Wie Jesus bei der Reinigung des Tempels die Geißel geschwungen habe, so "hat Jesus wieder einmal durch die Hand Adolf Hitlers seine Geißel geschwungen auch über unser deutsches Land". Die Ansprache klang aus in der Freude, dass "in diesem Eingriff Gottes durch unsren Kanzler eine Freundlichkeit und Güte Gottes zum Besten unseres Volkes und Vaterlandes" sichtbar werde" (Zitat Kuessner, S. 208/209).
Parallel hierzu hatte Pfarrer Grüner von der Braunschweiger Martinikirche in einem Gemeindebrief festgestellt: "In Adolf Hitler ist uns Jesus Christus erschienen." Grüner predigte dann:
"Bisher hatte das deutsche Volk in Hitler den Befreier aus nationaler Schande und sozialer Not gesehen; es hatte ihn erkannt als den Erbauer des Dritten Reiches und schenkte ihm darum sein Herz und seinen Glauben. Am 30. ]uni wurde er zum Vollstrecker eines Gottesgerichts - weil er Vollmacht von Gott hatte. Den Glauben an seine Sendung, den einst schon Luther hatte; nicht nur vor Kaiser und Reich, Papst und Kirche zu treten, sondern auch in das aufrührerische Wittenberg zu gehen, als verbrecherische Horden sein Werk zu zerstören drohten, - diesen Glauben hat auch Hitler, und darum hat er im Namen und im Auftrag eines Höheren handeln und siegen können."
Diese "religiöse Überhöhung der Mordaktion", wie Kuessner diesen Vorgang zutreffend kennzeichnet, ist aber nicht nur bei den "Deutschen Christen" zu finden, sondern etwa auch bei Pastor Alfred Goetze, der als Mitglied des Pfarrernotbundes der Bekennenden Kirche angehörte.

ReligionskritikerInnen

Kirchenkritik

Auszüge aus der Dokumentation in der FR, 11.2.2006, S. 10
Wann genau es angefangen hat, weiß heute keiner mehr. Irgendwann war es plötzlich da, das Unfassbare. Das Böse. Es nannte sich Luzifer, Judas, Hitler, Nero und Kain. ... Die Erklärung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Josef Höffner, allerdings enttäuschte bald. Er teilte im April 1978 mit: "Es besteht für die Menschen des ausgehenden 20. Jahrhunderts kein Grund, das Wirken Satans und böser Geister in unserer Welt zu leugnen oder die Aussagen darüber als absurd zu empfinden." Und Kardinal Joseph Ratzinger, heute Papst Benedikt XVI., erklärte bei einer Fernsehdiskussion des Bayerischen Rundfunks am 21. April 1978: "Aus dem Neuen Testament kann zwingend auf die Existenz des Teufels als eines personalen Wesens geschlossen werden." Einzige Autorität im Kampf gegen das Böse sei die römisch-katholische Kirche.

Kirchenschützer

Gregor Gysi (damaliger Linken-Fraktionschef im Bundestag) im Interview
Kirchen wird es solange geben, solange die Menschen religiös glauben und ich kann mir keine Zeit vorstellen, in der die Menschen aufhörten, dies zu tun. Nur durch die Religionsgemeinschaften haben wir zum Beispiel in Deutschland allgemein verbindliche Moralvorstellungen. Dabei spielt die Bergpredigt eine besondere Rolle. Der Kapitalismus setzt auf Konkurrenz und Wettbewerb, erzeugt also keine Moral. Die Linken sind im letzten Jahrhundert so gescheitert, dass auch sie zur Zeit nicht fähig sind, allgemein verbindliche Moralformen aufzustellen. Nur dank der Religionsgemeinschaften verfügt unsere Gesellschaft noch über solche.

Atheismus?

Kritik an anderen Formen mystischer Durchgeknalltheit

Aktionen

Gießen
Wer nach besonderen Formen von Kirche und Religion im Raum Gießen sucht, hier ein paar Hinweise ...
  • Gießen ist mit Wetzlar die Hochburg der freien Evangelikalen, hier wurde die erste evangelikale Hochschule Deutschlands im Oktober 2008 eröffnet (Schiffenberger Tal)
  • Verbot einer Tanzdemo gegen das Tanzverbot an Karfreitag

Sog. Sekten jenseits der Staatskirchen

Absurde Verquerungen
  • Der bekannte Kirchenkritiker Mynarek ist selbst wiederum in christlich-fundamentalistischen Gruppen wie Universelles Leben (mehr ...)
  • Der atheistische Kirchenkritiker Michael Schmidt-Salomon wiederum verteidigt Mynarek (Quelle: Querfront-Mailingliste) und ließ sich mit dem Ernst-Topitsch-Preis schmücken, obwohl der Namensgeber auch durch Hitler-verklärende Thesen bekannt wurde ... wer dann da sucht, kommt aus den seltsamen Verquerungen nicht mehr raus - der Preis wurde von der Kellmann-Stiftung vergeben, die wiederum Querfront-Aktivitäten auch rechter Gruppen unterstützt, aber gleichzeitig mit den Anarchokapitalisten um die Ex- und heute Anti-Ökos Miersch und Maxeiner paktiert (die inzwischen mit Henryk M. Broder zusammen publizistisch tätig sind und dort aber wiederum Links zu rechten Orientierungen mit neoliberalen Positionen wie der uneingeschränkten Zustimmung zu Marktwirtschaft, Gentechnik usw. mischen) ... hier wächst zusammen, was nicht zusammen gehört. Eine Hand wäscht die andere und eine beängstigende Freiheit der Positionen von jedem Inhalt sind als einzige rote Fäden erkennbar ...

Herrschaftskritik und Widerstand

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