Abwehr der Ordnung

EMANZIPATION

Themen und Fragen zum um die Emanzipation


1. Definitionen
2. Zitate
3. Themen und Fragen zum um die Emanzipation
4. Links und Materialien


„Selbstentfaltung“ kann man fassen als individuelles Entwickeln und Leben der eigenen Sub-jektivität, der eigenen Persönlichkeit. Selbstentfaltung bedeutet die schrittweise und zuneh-mende Realisierung menschlicher Möglichkeiten auf dem jeweils aktuell erreichten Niveau. Selbstentfaltung ist also unbegrenzt und geht nur im gesellschaftlichen Kontext, denn Reali-sierung menschlicher Möglichkeiten ist in einer freien Gesellschaft gleichbedeutend mit der Realisierung gesellschaftlicher Möglichkeiten. Selbstentfaltung geht niemals auf Kosten anderer, sondern setzt die Entfaltung der anderen notwendig voraus, da sonst die eigene Selbstentfaltung begrenzt wird. Im Interesse meiner Selbstentfaltung habe ich also ein unmittelbares Interesse an der Selbstentfaltung der anderen. Diese sich selbst verstär-kende gesellschaftliche Potenz läuft unseren heutigen Bedingungen, unter denen man sich beschränkt nur auf Kosten anderer durchsetzen kann, total zuwider.
Manche sprechen statt von Selbstentfaltung auch von „Selbstverwirklichung“ und meinen damit inhaltlich das Gleiche. Es gibt aber auch eine sehr eingeschränkte Auffassung von „Selbst-verwirklichung“, die hier nicht gemeint ist. Es geht nicht darum, eine persönliche „Anlage“ oder „Neigung“ in die Wirklichkeit zu bringen, sie wirklich werden zu lassen. Diese Vorstellung individualisiert und begrenzt die eigentlichen Möglichkeiten des gesellschaftli-chen Menschen: Wenn es „wirklich“ geworden ist, dann war's das. Eine individualisierte Auf-fassung von „Selbstverwirklichung“ reproduziert den ideologischen Schein eines Gegensatzes von Individuum und Gesellschaft unter bürgerlichen Verhältnissen. Sie bedeutet im Kern ein Abfinden mit und sich Einrichten in diesen beschissenen Bedingungen. Die unbeschränkte Selbstentfaltung freier Menschen gibt es jedoch nur in einer freien Gesellschaft. Auf dem Weg dorthin ist die Selbstentfaltung Quelle von Veränderung - der Bedingungen und von sich selbst (vgl. Kap. 2.3).
(aus Gruppe Gegenbilder, 2000: Freie Menschen in Freien Vereinbarungen, S. 17 ... Download des Buches als PDF ++ bestellen!)

Aus Bookchin, Murray (1992): "Die Neugestaltung der Gesellschaft", Trotzdem-Verlag in Grafenau (mehr Auszüge)
Die großen Errungenschaften menschlichen Denkens, der Kunst, der Wissenschaft und der Technik, dienen nicht nur zur Monumentalisierung der Kultur, sie sind ebenso ein Monument der natürlichen Evolution selbst. Kunst, Wissenschaft und Technik liefern den schlagenden Beweis dafür, daß die menschliche Art eine warmherzige, aufregende, vielseitige und besonders intelligente Lebensform darstellt - in der die Natur ihre höchste Schaffenskraft bezeugt hat. ...
Anpassung wird also mehr und mehr durch Kreativität ersetzt, und das scheinbar erbarmungslose Wirken der "Naturgesetze" macht größerer Freiheit Platz. Was frühere Generationen, mit dem Hinweis auf das Fehlen jeglicher moralischer Richtung, "blinde Natur" nannten, wird zur "freien Natur", zu einer Natur, die langsam Stimme und Wege findet, alle Lebensbereiche von unnötigem Leiden zu erlösen, in einer bewußten Menschheit und einer ökologischen Gesellschaft. ...
Wenn wir Natur als Entwicklung begreifen, erkennen wir das Vorhandensein dieser Tendenz zur Selbst-Bewußtwerdung und letztlich zur Freiheit. Diskussionen darüber, ob diese Tendenz Beweis für ein vorbestimmtes "Ziel", eine "führende Hand" oder einen "Gote' ist, sind in diesem Zusammenhang völlig irrelevant. (S. 25 ff.) ...
Die "freie" Entfaltung des eigenen Potentials und die eigene Selbsterfüllung setzen voraus, daß dieses Potential überhaupt entfaltet werden kann, weil nämlich die Gesellschaft von einer Ethik der Gleichheit unter Ungleichen beherrscht wird. (S. 92)


Rudolf Rocker, Anarchosyndicalism, Secker und Warburg 1938 (zitiert von Noam Chomsky, Quelle hier)
(Anarchismus ist ...) kein festes, in sich geschlossenes System darstellt, sondern eher einen bestimmten 'Trend in der Menschheitsgeschichte', welcher in Gegnerschaft zu der intellektuellen Bevormundung, durch kirchliche und administrative Einrichtungen nach freier und unbehinderter Entfaltung aller individuellen und gesellschaftlichen Kräfte im Dasein strebt. Selbst Freiheit ist nur ein relativer und kein absoluter Begriff, da er die stete Tendenz hat, sich auszuweiten und auf mannigfaltige Weise immer größere Kreise zu ziehen. Für die Anarchisten ist Freiheit kein abstrakter philosophischer Wert, sondern die lebensnotwendige und konkrete Möglichkeit, die jeder Mensch hat, um all seine Kräfte, Fähigkeiten und Talente, wie sie ihm von Natur her verliehen sind, zu voller Entfaltung zu bringen und sie für die Gesellschaft gewinnbringend zu machen. Je weniger diese natürliche Entwicklung des Menschen von kirchlicher und politischer Bevormundung beeinträchtigt ist, desto tüchtiger und harmonischer kann die menschliche Persönlichkeit werden und Maßstab der geistigen Kultur der Gesellschaft sein, in der sie aufgewachsen ist.

Selbstverwirklichung meint in der Alltagssprache die möglichst umfassende Ausschöpfung der individuell gegebenen Möglichkeiten, Talente, Sehnsüchte und Wünsche. Der Begriff hat für seine konservativen Kritiker einen negativen Beiklang von Egoismus und mangelndem Familiensinn, wobei aber der Humanismus etwa auch als erste Philosophie der Selbstverwirklichung des Menschen betrachtet werden kann. In der Psychologie hat Abraham Maslow den Begriff prominent gemacht. Innerhalb einer Hierarchie der Bedürfnisse setzte er ihn an die oberste Stelle bzw. die letzte Stelle in der Reihung Körper/Sicherheit/Liebe/Anerkennung/Selbstverwirklichung. In der Psychoanalyse zeigte Carl Gustav Jung, dass der Mensch in der zweiten Lebenshälfte um die Integration abgespaltener Persönlichkeitsanteile bemüht ist. Eine Theologie der Selbstverwirklichung fußt auf dem Jesuswort in Joh 10,10 "Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben". Richtiger wäre es hierbei aber, statt von einer Selbstverwirklichung von einer "Verwirklichung durch Christus" zu sprechen. Oftmals wird der Generation von 1968 ihr Streben nach Selbstverwirklichung vorgeworfen. Für viele Jugendliche stellt die Selbstverwirklichung jedoch weiterhin ein Ideal dar. Außerdem gibt es aktuelle Strömungen innerhalb der kommunistischen Bewegung, die in der Selbstverwirklichung eines jeden das Ziel einer zukünftigen Gesellschaft sehen. (Quelle dieses Absatzes einschl. der Links)

  • Christoph Spehr: Die Freiheit des Känguruhs

Emanzipation als Praxis und Prozess: Experimente
Wikipedia ... offene Enzyklopädie im Internet erreicht selbst bei der Zuverlässigkeit Qualitäten wie die großen Enzyklopädien von Verlagen (also ähnlich Linux zu Windows). Statt einer Wahrheit gilt hier die Summe verschiedener Wahrnehmungen. Aber ... Ende 2005 setzte eine Debatte ein, genau diese Qualität in Frage zu stellen - Problem war und ist, dass es wohl im Prinzip möglich ist, dass wieder wenige das gesamte Projekte dominieren und steuern.


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