Biotopschutz

ATTACKEN AUF DAS GEN-GERSTEFELD 2007

Verfälschende Berichterstattung in den Medien


1. Einleitung
2. Ein mysteriöser Start ...
3. Attacke auf Journalisten
4. 13. Juni 2007: Das Gen-Gerstefeld wird trotz Sicherung zerstört
5. Verfälschende Berichterstattung in den Medien
6. Texte aus der Runde der "FeldbefreierInnen"
7. Links

  • Rechts: Gießener Allgemeine vom 14.6.2007 (S. 24) ++ Größer durch Klick!
  • Presseinfo der Uni Gießen zur Attacke (13.6.2007)
  • Kurztext bei HR-Online (13.6.2007)
  • Indymedia-Artikel zur Feldzerstörung
  • Presseinfo aus den "FeldbefreierInnen 2006" zu den Zerstörungen und dem Agro-Gentechnik-Kampfplatz Gießen (PDF)

FAZ.net am 14.6.2007
Feld mit Gen-Gerste verwüstet - Versuch wird 2008 fortgesetzt
Von Thorsten Winter 
Vier Wochen nach dem Überfall auf einen Acker mit gentechnisch verändertem Mais ist in Gießen auch eine Versuchsparzelle mit Gerstensetzlinge, die Erbgut von Bakterien enthalten, verwüstet worden. Ein Teil der Pflanzen ist herausgerissen worden. Das Gießener Versuchsfeld mit Gen-Gerste war schon im vergangenen Jahr zum Teil zerstört worden. Aus diesem Grund hatte Versuchsleiter Karl-Heinz Kogel das auf Universitätsgelände gelegene, nur wenige hundert Quadartmeter gelegene Areal von einem Sicherheitsdienst überwachen lassen und zudem umzäunt.
Warum es den bisher unbekannten militanten Genversuchs-Gegnern dennoch gelang, auf das Versuchsfeld zu gelangen, ist dem Professor für Pflanzenkrankheiten unklar - zumal sich der Wachdienst eines Schäferhunds bediente, wie Kogel dieser Zeitung sagte. Nicht zuletzt die Frage, warum der Hund nicht angeschlagen habe, gilt es aus seiner Sicht zu klären.
Hochschule stellt Strafanzeige
Trotz des Überfalls ist der laufende Versuch mit der im April ausgebrachten gentechnisch veränderten Gerste keineswegs vergebens: Die Forscher konnten in den vergangenen Wochen schon erhebliche Daten erheben, die laut Kogel auch verwertbar sind. „Das ist ähnlich wie im vergangenen Jahr“, sagte er. Der Feldversuch läuft im Rahmen des Biosicherheitsprogramms des Bundes. Der Gießener Uni-Präsident Stefan Hormuth verurteilte den abermaligen Überfall. Diese Straftat sei durch nichts zu entschuldigen und treffe die Bemühungen der Hochschule, wissenschaftlich fundierte und unabhängige Forschungsergebnisse zu erzielen. Die Hochschule kündigte Strafanzeige an, wie schon im Fall des Gen-Maises.
Ein Teil der Gerste trägt ein Gen in sich, das die Kornpflanzen ein bestimmtes Eiweiß produzieren läßt, welches gegen Pilzerkrankungen wirkt. Der andere Teil weist eine Erbinformation aus einem Bakterium auf, das die Qualität der Gerste als Hühnerfutter verbessern soll. Bei dem auf drei Jahre angelegten Versuch wollen die Forscher herausfinden, ob die Gen-Pflanzen nur unerwünschte oder auch nützliche Pilze im Boden, die die Zufuhr von Nährstoffen und Wasser bei anderen Pflanzen verbessern, schädigen.
Neues Biosicherheitsprogramm
Die Untersuchung der 2006 gewonnenen Daten hat laut Kogel keine Hinweise erbracht, dass die Gen-Gerste die „guten“ Pilze in den Wurzelstöcken der anderen Pflanzen schädigt. Allerdings müssten die Erkenntnisse über mehrere Jahre überprüft werden, um als gesichert gelten zu können.
Vor diesem Hintergrund will Kogel auch im nächsten Jahr wieder gentechnisch veränderte Gerste ausbringen und den Feldversuch fortsetzen. Außerdem wolle der Bund ein neues Biosicherheitsprogramm auflegen.


Text zur Zerstörung (links und rechts: Originalteile aus der Seite, u.a. zum FeldbefreierInnen-T-Shirt)
Gießen: Erneute Zerstörungen auf Gerste-Versuchsfeld
Erneut sind Teile eines Versuchsfeldes auf dem Gelände der Justus-Liebig-Universität in Gießen zerstört worden. Dort wird untersucht, ob gentechnisch veränderte Gerste unerwünschte Auswirkungen auf nützliche Bodenpilze wie Mykorrizzha hat. Das Projekt wird im Rahmen der biologischen Sicherheitsforschung öffentlich gefördert.
Schon im Vorjahr hatten radikale Gentechnik-Gegner das Versuchsfeld schwer beschädigt. Trotz der inzwischen erheblich verschärften Bewachungsmaßnahmen sind in der Nacht zum 13. Juni 2007 Unbekannte in das Versuchsgelände eingedrungen und haben systematisch Gerstepflanzen zerstört.
Auf dem Gelände der Forschungsstation des Instituts für Phytopathologie und Angewandte Zoologie waren Ende April etwa 5000 gv-Gerstepflanzen ausgebracht worden, die aus zwei in den USA entwickelten Gerstelinien hervorgegangen sind. In einer ist ein aus einem Bodenpilz stammendes Chitinase-Gen aktiv. Chitinasen bauen Chitin ab, das auch ein Bestandteil der Zellwände von Pilzen ist. In die zweite Linie wurde ein Gen aus einem Bodenbakterium eingebracht, dass Glukanase bildet. Das Gen wurde in Gerste übertragen, um die Braueigenschaften zu verbessern sowie auch eine bessere Verdaulichkeit als Tierfutter zu erreichen. Glukanase hat aber auch pilzresistente Eigenschaften.
Das von dem Gießener Biologen Prof. Karl-Heinz Kogel geleitete Forschungsprojekt untersucht, ob durch die Bildung der Chitin und Glukan abbauenden Enzyme auch nützlich Pilze geschädigt werden. 70 bis 80 Prozent der Landpflanzen leben in Symbiose mit so genannten Mykorrhiza-Pilzen , wobei Pflanze und Pilz sich gegenseitig von Nutzen sind. Sollten die beiden gv-Gerstelinien diese für die Gesundheit und Vitalität der Pflanzen wichtigen Pilze beeinträchtigen, wäre das von großer Bedeutung für die Agrarökosysteme. Beide gv-Gerstelinien sind in Europa von einer möglichen kommerziellen Nutzung weit entfernt.
Trotz der Zerstörungen konnten im letzten Jahr Teile des Versuchs noch ausgewertet werden. In der laufenden Vegetationsperiode sollten die dabei gefundenen Ergebnisse überprüft und abgesichert werden.
Auch in diesem Jahr wird der Versuch nach der Aktion der radikalen Gentechnik-Gegner fortgesetzt. Ein Teil der Proben aus dem Wurzelbereich der Pflanzen war bereits entnommen worden.
Die Universität Gießen hat Strafantrag gegen die Täter gestellt.
Bereits Ende Mai 2007 waren in Gießen Versuchsfelder der Universität zerstört worden. Dort führte das Institut für Pflanzenzüchtung im Auftrag des Bundessortenamts Wertprüfungen mit zahlreichen Maissorten durch, darunter auch Sorten aus dem gv-Mais MON810. Solche Versuche sind im Rahmen der Sortenzulassung gesetzlich vorgeschrieben.


Rechts: Aus der Frankfurter Rundschau vom 15.6.2007 (Hessenteil, D7)
Kommentar: Auch die FR hält es mit den Eliten - zu Wort kommt nur der Versuchsleiter. Die Ziele des Versuches werden falsch wiedergegeben. Dabei weiß die FR um die weiteren Versuchsziele. Ein Gespräch mit GenkritikerInnen oder ein Blick auf die entsprechende Internetseite hätten ebenfalls Aufklärung gebracht. Aber Gießen ist eben ein Sonderfall: Die grundsätzlich eher gentechnik-kritischer FR hält in der Stadt eher zum Umfeld der Versuchsleitung, weil die Gentechnikkritik eher herrschafts- und elitenkritisch orientiert ist - und damit keine Nähe zur FR hat.

Nachricht auf Radio FFH
Giessen: Versuchsfeld zerstört
Schon wieder ist in Giessen ein Versuchsfeld der Uni mit genetisch veränderten Pflanzen zerstört worden. Diesmal traf es ein Feld mit Gengerste. Alle Pflanzen wurden von Umweltaktivisten herausgerissen. Die Uni will Strafanzeige stellen. Erst vor wenigen Wochen war ein Feld mit Genmais zerstört worden. Die Gengerste wurde im Auftrag des Bundessortenamtes gestestet. Es sollte untersucht werden, ob die Pflanzen Mikroorganismen schaden können.


Gießener Anzeiger am 14.6.2007
Versuchsfeld mit Gengerste erneut zum Teil zerstört
Unipräsident Hormuth: Straftat durch nichts zu entschuldigen - Biosicherheitsforschung
GIESSEN (rsh). Das Feld mit gentechnisch veränderter Gerste, das für Versuche im Rahmen der Biosicherheitsforschung auf der Forschungsstation des Instituts für Phytopathologie und Angewandte Zoologie am Alten Steinbacher Weg von Versuchsleiter Prof. Karl-Heinz Kogel und seinen Mitarbeitern im April angelegt worden war, ist in der vergangenen Nacht von unbekannten Tätern zum Teil zerstört worden. "Sie überstiegen die äußere Umzäunung, durchschnitten den inneren Zaun und zogen Pflanzen heraus", so die Polizei. Bereits im vergangenen Jahr war am Freitag vor Pfingsten der erste Freisetzungsversuch ebenfalls teilweise zerstört worden. Dennoch konnten aussagekräftige wissenschaftliche Daten über den Einfluss von gentechnisch veränderter Gerste auf ökologisch nützliche Bodenorganismen erzielt werden. Die diesjährigen Versuche sollten der Absicherung der im Vorjahr erzielten Ergebnisse dienen.
"Die wiederholte Zerstörung des Gerstenfeldes auf der Forschungsstation trifft die Bemühungen der Universität Gießen um unabhängige, wissenschaftlich fundierte und aussagekräftige Ergebnisse gerade auch im Bereich der Biosicherheitsforschung besonders", so Universitätspräsident Prof. Dr. Stefan Hormuth. Die Straftat sei durch nichts zu entschuldigen. Die Justus-Liebig-Universität wird Strafantrag stellen.
Bei dem Freisetzungsprojekt geht es vor allem um die Frage, ob gentechnisch veränderte Gerstenpflanzen unerwünschte Seiteneffekte auf nützliche Bodenpilze wie Mykorrhiza aufweisen. Diese Frage ist von entscheidender ökologischer Bedeutung, da Mykorrhiza-Pilze einen essentiellen Bestandteil in Agrarökosystemen darstellen. Auf knapp zehn Quadratmetern der Versuchsfläche auf der Forschungsstation der Universität Gießen waren Ende April etwa 5000 Gerstenpflanzen freigesetzt worden.
Die Möglichkeit einer Auskreuzung ist im Falle von Gerste - im Unterschied beispielsweise zu Raps und Mais - in einer im Auftrag der EU durchgeführten Studie als äußerst gering eingestuft worden. Trotzdem hatten die Wissenschaftler noch eine ganze Reihe von zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt, um eine ungewollte Verbreitung der gentechnisch veränderten Gerste auf jeden Fall zu verhindern.
Erst vor knapp drei Wochen war ein Versuchsfeld der Universität mit gentechnisch verändertem Mais im Westen der Stadt zerstört worden.


Links: Kommentar von Jörg von Hadeln im Gießener Anzeiger, 16.6.2007 (S. 14) und Leserbrief zum Kommentar

Leserbrief zum Kommentar von Jörg von Hadeln am 16. Juni 2007
Sehr geehrter Herr von Hadeln,
ich möchte Ihnen antworten zu Ihrem Kommentar im Stadtgespräch bezüglich der Zerstörung des Gengerstefeldes. Ich will mit Ihnen nicht streiten, was die Zerstörung eines Gentechnikfeldes gegen die Anlage eines solchen ist (um mal einen Brecht'schen Gedankengang auf die konkrete Situation umzudeuten). Ich möchte Ihnen philosophisch und logisch etwas entgegenhalten. Sie schreiben, dass die Zerstörung eines Feldes nicht akzeptabel sei, sondern nur die Kraft der Argumente zählen dürfe. Eine solche Annahme basiert auf der Logik, dass nicht die Macht des Faktischen über den freien Disput siegen darf. So weit, so gut. Warum aber entdecken Sie nicht, dass dieses dann auch für die Anlage des Feldes gelten muss. Die transgene Gerste einzusäen, von Hunden, Wachmännern, Polizei, Flutlicht, Kameras und Drahtkäfigen abschirmen zu lassen, ist doch auch eine Macht des Faktischen. haben Sie die nicht bemerkt, weil sie von der Seite ausgeübt wird, bei der Ausübung von Macht längst Alltag ist und deshalb kaum noch auffällt?
Das Gengerstefeld in Gießen ist mit Sofortvollzug gegen über siebzig Einwendungen durchgeboxt worden. Das Bestehen wird durch einen absurden Sicherheitsapparat gegen die Menschen gewährleistet. Argumente spielen auf der Seite derer, die in dieser Gesellschaft die Macht routinemäßig ausüben, selten eine Rolle. Die Zerstörer oder Zerstörerinnen des Feldes, die angesichts der Bewachungssituation mit einer noch unbekannten Genialität gewirkt haben müssen, haben schlicht das Gleiche getan, was die Erschaffer des Versuchsfeldes gemacht haben: Die Macht des Faktischen durchgesetzt. Philosophisch wäre von diesem Standpunkt her beides gleich. Allerdings sehe ich einen Unterschied zwischen der Macht des Faktischen und einem gleichen Zug, der die erste Macht des Faktischen beendet, um den Ausgangszustand wiederherzustellen. Nun kann argumentiert werden. Allerdings habe ich da so eine Vorahnung, welcher Teil der Kontrahenten nicht diskutieren wird, weil sie die Ordnungskräfte und manchen Kommentator auf ihrer Seite wähnt ...
Mit freundlichen Grüßen, Jörg Bergstedt (Feldbefreier 2006), Reiskirchen


Antwort von Jörg von Hadeln auf den Leserbrief (Mail am 19.6.2007)
vielen Dank für Ihren Leserbrief. Da dieser aber faktisch auf die Rechtfertigung einer Straftat hinausläuft, können wir ihn leider nicht veröffentlichen. Mit freundlichen Grüßen Jörg von Hadeln

Antwort des Leserbriefschreibers:
Naja, ich bin ja einiges gewohnt, aber derart platte Ausreden habe ich selten erlebt. Mein Leserbrief kritisiert ihre Denklogik. Sie haben die Macht des Faktischen kritisiert, aber dabei einen zentralen Logikfehler gemacht. Sollte sich der Anbau der Gengerste als rechtswidrig herausstellen (und diese Frage ist mehr als offen), dann haben Sie das schließlich auch gemacht - während die Zerstörung nicht strafbar wäre. Genau diese Überlegungen aber interessieren Sie bei Ihrer Ablehnung nicht. Positiv ist aber - dafür danke -, dass Sie geantwortet haben. Nebenbei möchte ich aber auch darauf hinweisen, dass Sie bereits Leserbriefe und Pressemitteilungen veröffentlicht haben, die z.B. nach der Zerstörung des Genmaisfeldes Verständnis bis Freude äußerten. Ich bedaure daher, Ihrer Äußerung nicht allzu viel Glaubwürdigkeit beizumessen. Bei Falschaussagen von Politikern, erfundenen Bombendrohungen usw. ist Ihre Zeitung ohnehin weniger kleinlich. Mit freundlichen Grüßen, Jörg Bergstedt


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