Gewaltfrage

FÄLSCHUNGEN, BETRUG, PROPAGANDA? VERSUCHSFELD MIT TRANSGENER GERSTE

Vertuschte Risiken: Lügen und Täuschungen zu Auskreuzung und Gentransfer


1. Die Uni, die Stadt und das Beet
2. Die Ziele des Gerstenversuchs: Täuschung und Wahrheit
3. Sicherheitsforschung war es nicht - was aber dann? Die tatsächlichen Versuchsziele
4. Umgang mit Fördergeldern und anderen Geldbeträgen
5. Vertuschte Risiken: Lügen und Täuschungen zu Auskreuzung und Gentransfer
6. Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit
7. Stellungnahmen zum Versuch und zum Bedarf an transgener Gerste
8. Kritik an den MacherInnen des Gersten-Versuchsfeldes
9. Zusatzinfos zum Gengerstefeld
10. Wer wird da tätig? Kogel, das IFZ und sein Kollege Sonnewald
11. Der lange Weg zur Aussaat: Viele Jahre Labor, wenige Monate PR-Kampagne!
12. Einblicke in den Versuchsablauf
13. 2008: Eine Besetzung beendete den Versuch - aber nicht die Lügen!
14. Nachschlag 2009: Versuch in Groß Lüsewitz
15. Links

Falschdarstellungen zu Gefahren durch Auskreuzung und Gentransfer

Täuschung: Gengerste ist sicher!
Seltsam: Das zu erforschen, war doch die (vorgeschobene) Begründung für den Versuch ...

Kogel: Keine Gefahren - steht schon vorher fest
Aus der FR, 25.4.2006 (S. 26) - also vor der ersten Aussaat
"Es gibt keine Gefahr, die von dieser Freisetzung ausgeht", betonte der Professor für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz am Montag.

Am 25.4.2006 behauptete Prof. Kogel wahrheitswidrig, Gerste würde gar nicht auskreuzen können. Die Abschrift des Audiomitschnitts: "Dieser Versuch ist explizit ein sehr sicherer Versuch. Das ist auch beim Bescheid des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmitteltechnik ganz klar erläutert worden. Sicher ist dieser Versuch, weil die Gerste nicht auskreuzen kann. Es ist ein Selbstbefruchter. Die Pollenfreisetzung erfolgt bei geschlossenen Blüten, nur die eigene Pflanze wird befruchtet. Das heißt, es gibt keinen Pollenflug auf fremde Pflanzen und damit auch keine Auskreuzung. Gerste ist damit eine optimale Pflanze für die Freisetzung und biologische Sicherheitsforschung."

BVL: "Keine schädlichen Einflüsse auf Menschen, Tiere und die Umwelt zu erwarten"
Aus der FR, 2.5.2006 (dpa-Text)
Bei Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen seien keine schädlichen Einflüsse auf Menschen, Tiere und die Umwelt zu erwarten, so das BVL.

Täuschung: Es gibt keine Auskreuzung und keinen Gentransfer
Notlüge bei Nachfragen (entlarvt erste Täuschung): Es gibt nur einen ungefährlich kleinen Gentransfer
Wahrheit: Selbstbestäubung und Auskreuzung sind auch bei Gerste möglich - mehr als zugegeben

Einerseits Aussagen: Keine Auskreuzung, alles sicher

Auskreuzung "nicht möglich"
Aus der Gießener Allgemeine, 29.3.2007 (S. 25)
Negative Folgen für die Umwelt seien nie zu erwarten gewesen. Das gelte insbesondere für die von manchen befürchteten Auskreuzungen mit anderen Pflanzen. "Sie sind nicht möglich, weil die Gerste ein Selbstbestäuber ist. Außerdem gibt es für sie in Mitteleuropa keine Kreuzungspartner", unterstrich Kogel, der auch das Amt des Uni-Vizepräsidenten bekleidet.

Gefahren sind ausgeschlossen und sollen trotzdem minimiert werden - bitte was?
Aus einer Pressemitteilung der Universität Gießen am 24.4.2006
Der Aufbau des Feldversuchs beinhaltet trotzdem zusätzlich besondere Maßnahmen zur Minimierung des Pollenflugs und der Kreuzbestäubung. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat Anfang April die Genehmigung zur Freisetzung erteilt. ... Eine Auskreuzung kann schon aus biologischen Gründen ausgeschlossen werden.

Aus dem Stern, 28.5.2006
Dass sich die transgene Gerste über das Versuchsfeld hinaus verbreitet, halten die Wissenschaftler für ausgeschlossen. Gerste sei ein "Selbstbestäuber", das heißt, eine Pflanze werde nur von ihrem eigenen Pollen befruchtet. Dennoch sei vorsorglich ein Streifen konventioneller Gerste als "Pollenfänger" um die Versuchsparzellen gesät worden. Bis Mitte August müssen die Gießener Pflanzen durchhalten, dann werden sie aus der Erde genommen, um die Wurzeln zu untersuchen. Der Rest der Pflanzen wird vernichtet.

Aus der Gießener Allgemeine am 6. Juni 2006 (S. 7)
Dass sich die transgene Gerste über das Versuchsfeld hinaus verbreitet, halten die Forscher für ausgeschlossen; ...

Aus der Wetzlarer Neuen Zeitung
Dass sich die transgene Gerste über das Versuchsfeld hinaus verbreitet, halten die Forscher für ausgeschlossen. Gerste sei ein "Selbstbestäuber", das heißt, eine Pflanze werde nur von ihrem eigenen Pollen befruchtet.

Aus dem Gießener Allgemeine, 16.6.2006 (S. 11) ++ Scan des Textes
Dass sich die transgene Gerste über das Versuchsfeld hinaus verbreitet, halten die Wissenschaftlicher für ausgeschlossen.

Aus einem Text der Gentechnik-Lobbyistin und FDP-MdB Christel Happach-Kasan
Da Gerste ein Selbstbefruchter ist, ist selbst beim benachbarten Anbau von gentechnisch veränderter Gerste eine Vermischung mit nicht gentechnisch veränderter Gerste kaum zu erwarten. Die Gendatenbank in Gatersleben hat jahrzehntelange Erfahrung in der sortenreinen Vermehrung von Kulturpflanzensorten wie Gerste und Weizen. Bei Selbstbefruchtern wie Gerste und Weizen ist zum Erhalt der Sortenreinheit nur ein geringer Abstand erforderlich. Befürchtungen, dass beim Anbau von Weizen und Gerste die Koexistenz nicht eingehalten werden kann, sind völlig unbegründet.


Aus der Akte beim RP: Pressetext vom April 2006


Dann Aussagen, dass Gefahren "gering" seien

Wie selbstverständlich heißt es an anderen Stellen, die Gefahren oder die Auskreuzung sei "gering". Als wäre "gering" dasselbe wie "ausgeschlossen" ... so kommen als Varianten noch "nahezu völlig ausgeschlossen" und andere Wortgetüme dazu.

Aus uniforum Nr. 2/2006 (S. 6), Zeitschrift der Universität Gießen
Gerste ist ein „Selbstbestäuber“, das heißt eine Pflanze wird nur durch den eigenen Pollen befruchtet. Die Möglichkeit der Auskreuzung ist auch in einer im Auftrag der EU durchgeführten Studie als sehr gering eingestuft worden. ... Obwohl das Risiko des Pollenfluges und
damit der Ausbreitung bei Gerste schon aus biologischen Gründen nahezu völlig ausgeschlossen werden kann, ...


Aus dem Giessener Anzeiger vom 25.04.2006
"Die Möglichkeit der Auskreuzung ist im Falle von Gerste äußerst gering", betonte er. Zahlreiche, vorab durchgeführte Risikoabschätzungen zur Ausbreitung von Gerstenpollen hätten eine Auskreuzung - ein Kreuzen mit anderen Pflanzen - als nicht messbar bewertet. Aufgrund ihrer fehlenden Konkurrenzfähigkeit seien Wachstum und Ausbreitung der Gerste an ackerbauliche Maßnahmen gebunden, zudem sei die Gerste ein Selbstbestäuber. Es seien, so die Wissenschaftler, umfangreiche Maßnahmen ergriffen worden, um trotzdem das Risiko einer Verbreitung der Pflanzen noch weiter zu minimieren. So sei die Flora des Versuchsgeländes vor der Freisetzung auf mögliche sexuell kompatible Arten überprüft worden. Andere Getreidearten würden nicht während des Versuchszeitraum auf dem Gelände kultivier, und das Versuchsfeld wiederum werde von einem fünf Meter breiten Randstreifen mit konventioneller Gerste umfasst, der wiederum von Schwarzbrache und einem 25 Meter breitem Streifen Weißklee umschlossen sei, erläuterten die beiden Forscher.

Aus der Gießener Allgemeine vom 17.6.2006 (S. 28)
Die Risiken des Versuches seien äußerst begrenzt, da die angebaute Gerstensorte ein Selbstbestäuber sei und in Europa keine Wildgräser existierten, mit denen die gerste durch Kreuzung fruchtbare Nachkommen hervorbringt. Die Bestäubung findet zudem bei geschlossenen Blüten statt, so dass die Gefahr von Kreuzungen mit "normaler" Gerste kein Risiko darstelle. Dies sei z.B. bei transgenem Mais und Raps anders.

"Unproblematisch ... Selbstbestäuber ... nicht auskreuzen"
Aus dem Werbemagazin der hessischen Landesregierung, HessenBiotechNews 2/2006 (S. 14 f., PDF)
Gerste stellt gerade im Hinblick auf die Auskreuzung eine unproblematische Pflanze dar, da sie ein Selbstbefruchter ist und es zu keinen nennenswerten Auskreuzungen kommen kann. Nachkommen mit anderen Wildgräsern wären in jedem Fall steril, so dass auch in diesem Fall eine Verbreitung der neuen Eigenschaft ausgeschlossen ist. Die Verbreitung durch Wildtiere ist ebenfalls unterbunden, da die gesamte Versuchsfläche von einem engmaschigen Vogelnetz umgeben ist. ...
"Gerade unter den Aspekten der biologischen Sicherheit eignet sich Getreide wie Weizen und Gerste, da sie Selbstbestäuber sind und nicht auskreuzen, besonders dazu, Biotechnologie zur Verbesserung der Qualität von Ernteprodukten mit Vernunft und Augenmaß zu nutzen“, so Kogel.


Schließlich Zahlen über die (nun doch vorhandene) Auskreuzungshäufigkeit

Mitunter werden auch Zahlen genannt. Dann werden aus "Selbstbestäuber" selbst bei Kogel plötzlich ein 99%iger Selbstbestäuber. In anderen Quellen nimmt die Zahl weiter ab. Bemerkenswert: Selbst im Genehmigungsbescheid ist von 98% die Rede - als der doppelten Menge an Pollen gegenüber Kogels öffentlichen Äußerungen. Ein Gutachten an Weizen, der sich ähnlich verhält, zeigt noch aber größere Auskreuzungsraten ...

Kogels Logik: "Keine" Probleme, weil "99%" Selbstbestäuber"
Aus dem Deutschlandfunk am 2.5.2006
Ein etwa zehn Meter breiter Schutzmantel aus konventioneller Gerste wird rund um die 5000 gentechnisch veränderten Gerstepflanzen ausgesät, um deren unkontrollierte Ausbreitung zu verhindern. ...
Obwohl Karl-Heinz Kogel mit seinem Gießener Gen-Experimenten offenbar den Bedarf der heimischen Bier- und Lebensmittelhersteller nicht trifft und sich neben Greenpeace auch Gießener Hochschulgruppen kritisch zu den Versuchen geäußert haben, hofft der hessische Pflanzenschutz-Forscher, dass die auf drei Jahre angelegten Freilandversuche unmittelbar neben den Uni-Gebäuden ungestört verlaufen können: "Wir haben nur den normalen Trennzaun hier, wir haben keine weiteren Sicherheitsvorkehrungen. Wir hoffen einfach, dass es hier nicht zu Zerstörungen kommt, insbesondere, weil wir ja hier im Bereich Bio-Sicherheit arbeiten und weil wir auch mit der Gerste eine sehr geeignete Pflanze untersuchen. Es gibt ja keine Probleme mit Auskreuzungen, weil die Gerste zu 99 Prozent Selbstbestäuber ist. Selbst wenn es zu einer Freisetzung von Pollen kommen würde, würde der Pollen sehr schnell inaktiviert im Sonnenlicht und unter Feuchtigkeit. Und Wildgersten sind auch nicht betroffen, weil es niemals zu fruchtbaren Nachkommen kommen würde. Alle Hybride wären steril."


"99 Prozent" Selbstbestäubung, das macht eine "sichere Pflanze"
Aus: Gießener Anzeiger vom 27.3.2007
Mit Blick auf immer wieder geäußerte Befürchtungen, der Freisetzungsversuch könnte zu Auskreuzungen führen, sagte Kogel: "Gerste ist in diesem Zusammenhang eine sichere Pflanze, da sie zu 99 Prozent Selbstbestäuber ist. Das heißt: Der Gerstenpollen befruchtet die Narbe der eigenen Blüte. Das geschieht - zumindest bei unseren Pflanzen - bei geschlossenen Blüten, so dass es kaum zu einem Kontakt mit Insekten oder zu einer Windverbreitung des Pollens kommt."
Im vergangenen Jahr hatten so genannte Feldbefreier Teile des Versuchsfeldes im Alten Steinbacher Weg zerstört.


Ähnliche Aussage in einem Interview mit Prof. Kogel auf www.biosicherheit.de am 29.5.2006
Gerste ist in diesem Zusammenhang eine "sichere" Pflanze, da sie zu 99 Prozent Selbstbestäuber ist: Der Gerstenpollen befruchtet sich selber.

Bis "2%" Auskreuzung - bei trockener und warmer Witterung "auch höher"
Aus dem Genehmigungsbescheid des BVL (S. 15 f.)
Gerste ist ein Selbstbestäuber und kleistogam, d.h. in der Regel tritt Selbstbestäubung nach vor der Blütenöffnung ein. In gewissem Umfnag, beeinflusst vom Genotyp und den klimatischen Bedingungen zur Blütezeit, ist Fremdbefruchtung möglich. Diese wird mit meist kleiner 2 % angegeben, bei trockener und warmer Witterung kann die Fremdbefruchtung bei manchen Genotypen auch höher sein.

Pollenausbreitung also zugegeben, aber: Es gibt keine Kreuzungspartner

Kogel behauptet: Keine Auskreuzung
Aus einem Interview mit Prof. Kogel von der Internetseite zu Biosicherheit
Außerdem gibt es bei Gerste keine Kreuzungspartner in Europa, mit denen es zu fertilen Nachkommen kommen könnte. Das heißt vom Sicherheitsaspekt her sind gerade diese Getreide geeignet, um als Ergänzung zum normalen Zuchtverfahren auf biotechnologischem Weg verbesserte, d.h. z.B. den heutigen landwirtschaftlichen Produktionsverfahren angepasste oder ökologisch vorteilhafte Eigenschaften zu erzielen. ...

Aus "Militante Gentechnikgegner attackieren Gerstenfeld" von Uni-Pressesprecherin Christel Lauterbach, in: uniforum 3/2006 (S. 2)
Auch gibt es in Europa unter den Wildgräsern keine Kreuzungspartner für Gerste.

Vorsichtiger formuliert schon in Uni-Papieren selbst
Aus einem Dokument der Uni Gießen selbst (Quelle als PDF)
Die Möglichkeit der Auskreuzung ist im Falle von Gerste in einer im Auftrag der EU durchgeführten Studie als sehr gering eingestuft worden (European Environment Agency 2002, pp. 46-49). Aufgrund ihrer fehlenden Konkurrenzfähigkeit ist Wachstum und Ausbreitung der Gerste strikt an ackerbauliche Maßnahmen gebunden. Neben der Samenausbreitung ist bei Gerste auch die Pollenausbreitung stark reduziert. Gerste ist ein Selbstbestäuber mit einer Selbstbefruchtungsrate von ~99%. Neben anderen Getreide- und Wildgerstenarten sind Elymus sp. (z.B. Quecke) potenzielle Pollenempfänger. Lediglich Elymus sp. sind auf dem Versuchsfeld zu erwarten. Es ist nachgewiesen, dass durch Auskreuzung entstehende Hybride in jedem Fall steril sind, sich also in keinem Fall vermehren und ausbreiten könnten.

Nicht benannt ist die Mäusegerste, eine Wildgerstenart, die gerade auf städtischen Ruderalflächen oft vorkommt, also bei diesem innerstädtischen Standort eine Rolle spielen könnte. Es gibt auch keinerlei Hinweise, dass deren Vorkommen in der Umgebung des Versuchsfeldes je überprüft wurde.


So sieht sie aus, die Mäusegerste - eine typische Ruderalpflanze gerade auf kleinen Flächen an Straßen und Plätzen. Unten: Ein Bild ganz aus der Nähe des Gengerstenfeldes - der potentielle Kreuzungspartner steht auch hier! Aber wer Labore liebt, erzeugt die Wirklichkeit an der Tastatur statt einfach mal zu gucken ...


Blicke in die Fachliteratur
Aus dem Lexikon zu Nutzpflanzen, die benannte Wildgerste kommt typischerweise in Städten vor (Straßenränder, Ruderalflächen ...)
Vermutlich ist eine Kreuzung von Kultur-Gerste mit anderen Hordeum-Arten und Quecken-Arten (Elymus spec.) möglich, die Wahrscheinlichkeit wird aber als sehr gering angesehen. Wilde Hordeum-Arten sind z.B. die Mäuse-Gerste, die auf Schuttplätzen und an Wegrändern wächst oder die Strand-Gerste der Küstenwiesen.

"Auskreuzung ... sehr gering"
Auszug von der Internetseite zur Biosicherheitsforschung
Weizen und Gerste zeigen eine nur sehr geringe Auskreuzungswilligkeit. Als Selbstbefruchter bevorzugen sie hauptsächlich den eigenen Pollen. Eine Auskreuzung auf verwandte Wildarten erscheint bei beiden Arten als sehr gering. Vermehrungsfähige Kreuzungsnachkommen sind bisher nicht gefunden worden.

Aus einer Studie von InterNutrition - Schweizerischer Arbeitskreis für Forschung und Ernährung, Schweiz
Diverse für die Schweiz wichtige Kulturpflanzen besitzen keine verwandten Wildarten zur Auskreuzung (z.B. Mais, Kartoffel, Soja, Tomate, Zuckerrübe, Gerste, Rotklee) oder sind strenge Selbstbefruchter (Weizen, Reben).

Aus "Gen-Transfer – na und?", Zusammenstellung von Ruth Brauner aus dem Jahr 2002 (als Text im Internet)
Weizen (Triticum aestivum) ist eine typische selbstbestaeubende Pflanze. Moeglicherweise vorkommende Auskreuzung erfolgt durch Wind. (Eastham & Sweet 2002). Nach den Ergebnissen von Feldstudien mit maennlich sterilem Weizen als Empfaenger ist zu erwarten, dass in einer Entfernung zwischen 0 und 150 m von der Pollenquelle Einkreuzungsraten von bis zu 3% angenommen werden koennen. Bei selbst pollenproduzierendem Weizen ist in einer Entfernung von 0 bis 10 m von der Pollenquelle eine Einkreuzungsrate von mehr als 1% und in 10 bis 50 m von der Pollenquelle noch eine Rate von 1 bis 0,5% zu erwarten. Bei Distanzen ueber 100 m betraegt die erwartete Einkreuzungsrate unter 0,1% (Hermanowski et al. 2002).
Gerste (Hordeum vulgare) ist ebenfalls selbstbestaeubend. Moeglicherweise vorkommende Auskreuzung erfolgt ebenfalls durch Wind. Da Auskreuzungsereignisse eher selten sind, sind Isolationsabstaende von bis zu 60-m wahrscheinlich ausreichend, um den Gentransfer auf ein niedriges Niveau zu reduzieren (Eastham & Sweet 2002).


In der Studie "Bleibt in Deutschland bei zunehmendem Einsatz der Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion die Wahlfreiheit auf GVO-unbelastete Nahrung erhalten?" (2002, Forschungsinstitut für biologischen Landbau Berlin e.V. und Öko-Institut e.V. im Auftrag des BUND) wird auf Seite 22 ein Gentransfer zwischen Weizen und Gerste als möglich bezeichnet.


Aus Gesine Schütte, Susanne Stirn, Volker Beusmann (2001): "Transgene Nutzpflanzen", Birkhäuser Verlag in Basel (S. 110)
Hinweis: Dass Mais nicht winterhart sei, ist inzwischen widerlegt - durch die Bank hatte die Wissenschaft sich geirrt!


Also doch Kreuzungspartner, aber sterile Nachkommen

Aus Holger Christ/Ruth Brauner (2004): "Risiken der Nutzung der Gentechnik in der Landwirtschaft" im Auftrag der GTZ (S. 8)
Für Gerste und Hirse konnte nur der Nachweis von Hybriden erbracht werden, die jedoch nicht fortpflanzungsfähig zu sein scheinen.

Ein Blick in Untersuchungen zur Auskreuzung

Wie Gerste wird auch über Weizen gesagt, dass er Selbstbestäuber ist - sogar noch stärker. Was das in Zahlen bedeutet, belegen Studien aus den 60er und 70er Jahren. Noch in 150 Metern Entfernung wurden 2,4 % fremdbestäubter Weizen gefunden.

Weizen ist ein strenger Selbstbefruchter. Die Fremdbefruchtungsrate liegt meistt bei 1 %, kann aber je nach Sorte bis über 5 % betragen. Weizen ist anemophil, d.h. die Pollenübertragung zwischen den Pflanzen erfolgt mit Hilfe des Windes. Pollenübertragung durch Tiere (Insekten, Anhaftung an Vögel etc.) kann vernachlässigt werden. Weizenpollen gilt als relativ schwer, obwohl er deutlich kleiner ist als Maispollen. Als Selbstbefruchter produziert die Weizenähre relativ wenig Pollen, etwa 450.000 Pollenkörner pro Ähre (das entspricht etwa 1 bis 3 % der von Maisblütenständen produzierten Pollenmenge).An Weizenfeldern werden damit etwa 180 Mio. Pollen pro M2 ausgeschüttet (dabei kann es je nach Sorte große Unterschiede geben). Die Angaben zur Dauer der Befruchtungsfähigkeit variieren stark, von 5 Minuten bis zu 3 Stunden (alle Angaben aus Feil & Schmid, 2001).
Es gibt nur sehr wenige Untersuchungen zur Pollenausbreitung von Weizen. Dies liegt daran, dass bei diesem relativ strengen Selbstbefruchter bei normalen Liniensorten (Sorte, bei der das Saatgut durch Selbstbefruchtung erzeugt wird) kaum mit Einkreuzung zu rechnen ist und somit in der Regel kein Problem für die Saatgutproduktion besteht. Der Pollen von Weizen kann jedoch weite Distanzen zurücklegen- Bei Khan et al. (1973) wurden in 48 m Entfernung von der Pollenquelle noch gleich viele Pollen gefunden wie in 10 m Entfernung; der Kornansatz beim männlich sterilen Weizen betrug in 48 m Distanz noch 4 bis 8,6 %. Gorin (1968) ermittelte bei einer Entfernung von 150 m vom Pollendonor noch einen Kornansatz von 2,8 % auf den männlich sterilen Rezeptorpflanzen. Gemäß Modellrechnungen fliegt Weizenpollen etwa halb so weit wie Roggenpollen, bei welchem noch in 1.000 m Distanz erfolgreiche Befruchtung gefunden wurde. Weizenpollen kann somit große Distanzen in befruchtungsfähigem Zustand überwinden, wobei Pollen von Triticum durum (eine tetraploide Weizenart) aufgrund seines kleineren Durchmessers möglicherweise eine größere Reichweite besitzt als Pollen von T. aestivum und T. spelta (hexaploide Weizenarten) (Feil & Schmid, 2001).
Die wahrscheinliche Einkreuzungsrate ergibt sich zum einen aus dem Anteil der Selbstbefruchtung und zum anderen aus dem Verhältnis zwischen eigenem und fremdem Pollen (vorausgesetzt, der Fremdpollen ist noch vital). Weizen hat eine Fremdbefruchtungsrate von ca. 1 %, d.h. 99 % der Kompositionen werden erfolgreich von Pollen bestäubt, welcher von der eigenen Blüte freigesetzt wird, bevor diese sich überhaupt öffnet. Um den Rest der Befruchtung konkurriert der Bestandespollen und der Fremdpollen. Wenn das Verhältnis in 100 m Entfernung von der Fremdpollenquelle 100:1 ist (wahrscheinliches Szenario), ergibt sich daraus eine mögliche Einkreuzungsrate von ca. 1 % von dem oben erwähnten 1 % Fremdbefruchtung, d.h. jede 10.000ste Komposition wird von bestandesfremdem Pollen bestäubt. Das ergäbe eine Rate von 0,01 % (Feil, persönliche Mitteilung Dez. 2001).
Nachfolgend sind die Ergebnisse von drei publizierten Einkreuzungsversuchen in Tabelle 1 aufgeführt und in Abbildung 7 dargestellt. Die Untersuchung von Khan et al. (1973) umfasste drei verschiedene Jahre. Die Abbildung muss aufgrund der marginalen Datenlage als fragmentarisches, vorläufiges Ergebnis betrachtet werden.
Damit ist die vorhandene Datengrundlage zu gering, um gesicherte Isolationsabstände ableiten zu können. Aufgrund der hohen Selbstbefruchtungsrate (99 %) sind aber vermutlich bei normalen Liniensorten Isolierabstände von 10, 50 bzw. 100 m zu GVO-Beständen ausreichend, um den Anteil transgener Körner im Erntegut sicher unter 1, 0,5 bzw. 0,1 % zu reduzieren. Relativ große Isolationsabstände sind jedoch erforderlich, wenn der Rezeptorbestand wegen männlicher Sterilität nur wenig Pollen produziert (Feil & Schmid, 2001).


Quelle: "Grüne Gentechnik und ökologische Landwirtschaft", Studie des Umweltbundesamtes 01/2003 (S. 118 f.)


Aus Marcus Lemke (2002): "Gentechnik - Naturschutz - Ökolandbau", Nomos in Baden-Baden (S. 24 f.)
Eine Schweizer Forschungsgruppe hat die Kreuzungsrate zwischen Weizen und einer Gänsefußgrasart (Aegilops cylindrica)mit Hilfe von molekularen Markern bestimmt, um das Ausmaß des Genflusses zwischen Weizen und nah verwandten Wildarten ermitteln zu können. Diese Gänsefußgrasart ist diejenige in der Schweiz vorkommende Wildart, die mit Weizen am nächsten verwandt ist. Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden sowohl unter standardisierten Bedingungen im Gewächshaus als auch unter Freitandbedingungen Bestäubungsexperimente durchgeführt. Während die Bestäubungsversuche im Gewächshaus keine Hybride hervorbrachten, wurden im Freiland hingegen 85 Hybride entdeckt (insgesamt wurden 2400 Pflanzen untersucht). Die Kreuzungsrate variierte in verschiedenen Wildpopulationen zwischen 1 % und 7 %. Fünf der 85 Hybridpflanzen bildeten bei einer Rückkreuzung mit der Gänsefußgrasart insgesamt 12 keimfähige Samen. Die restlichen Hybridpflanzen waren steril. Mit Hilfe molekulargenetischen Methoden konnte der Nachweis erbracht werden, dass die rückgekreuzten pflanzen auch DNA-Abschnitte enthielten, die für Weizen typisch sind. Es fand also eine Einkreuzung von Weizengenen in das Gänsefußgras statt.

Gerste in Pollenflugkalendern!

Wenn Gerste keine Pollen aussendet, wieso steht die Pflanzen dann ein allen Pollenflugkalendern? HeuschnupflerInnen wissen, was von Kogels & Co. Lügen zu halten ist - und selbst dem Gießener Landgericht fiel das auf: "Die Behauptung der Wissenschaftler, bei Gerste gäbe es wegen der Selbstbestäubung keinen Pollenflug, stimmt bereits nach den sich aus den einbezogen Akten ergebenden Gründen nicht 100%ig und steht im unauflösbaren Widerspruch zur Warnung vor Gerstenpollen in Pollenflugkalendern für Allergiker".


Aus Süddeutscher Zeitung (oben) und von Schulferien.org (unten)


Mehr ...

Fazit: Es gibt keine Sicherheit

Aus der Ökotest vom 28.4.2006
Hinzu kommen Fragen der Sicherheit des Tests selbst. Denn jüngst sorgte ein internes Papier der EU-Kommission für Aufregung. Dort heißt es: "Es gibt keinen einheitlichen, absoluten und wissenschaftlich klaren Grenzwert mit Hilfe dessen entschieden werden könnte, ob ein Gen-Produkt sicher ist oder nicht".
Das BVL ist seiner Sache dennoch sicher und sieht in dem Forschungsprojekt der Uni Giessen keine Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt. Dafür sorgen nach Angaben des Amts verschiedene Sicherheitsbestimmungen. Unter anderem ein Wildschutzzaun, Vogelnetze und die Einhaltung von Isolationsabständen. Zudem muss die Universität gewährleisten, dass nach Versuchsende keine genmanipulierten Pflanzen auf dem Feld zurückbleiben, sie sich mit anderen Pflanzen kreuzen oder benachbarte Felder verunreinigen.


In der Akte zum Genversuch: Kogel und Behörden viel ehrlicher!
In seinem Antrag für den Versuch klang das aber schon anders. Kogel wusste es besser: Gerste kann auskreuzen ...



Aus der Akte beim RP: Antrag der Uni an das BVL (18.10.2005, S. 15)


Aus der Akte beim RP: Antrag der Uni an das BVL (18.10.2005, S. 41)

Noch schlimmer: Auch horizontaler Gentransfer ist möglich


Aus der Akte beim RP: Antrag der Uni an das BVL (18.10.2005, S. 9)



Aus der Akte beim RP: Antrag der Uni an das BVL (18.10.2005, S. 26)


Aus der Akte beim RP: Antrag der Uni an das BVL (18.10.2005, S. 45)


Aus der Akte beim RP: Antrag der Uni an das BVL (18.10.2005, S. 46)


Aus den Akten: Betriebsanweisung für die MitarbeiterInnen (1. Fassung, S. 6)


Die Formulierung sind vorsichtig. Horizontaler Gentransfer ist möglich. Unwahrscheinlich ist er vor allem, weil keine pflanzlichen Bestandteile in die Nahrungskette kommen. Das war so vorgesehen - aber es gelang nicht. Die Versuchsdurchführung war äußerst schlampig, so dass ohne weiteres Bestandteile der Gerstenpflanzen, auch Körner, in die Nahrungskette gelangen konnten.

Erstens: Über Mäuse, die jederzeit in das Versuchsfeld gelangen konnten (siehe hier unter "Panne 4")

Zweitens: Über alle Tiere, auch z.B. Vögel, die nach der Ernte auf das Feld konnten. Denn in beiden Versuchsjahren standen Gerstenähren zugänglich ohne Vogelschutznetz im Freien. Anders als im Antrag behauptet, wurden nicht alle Ähren per Hand geerntet, sondern dieses erfolgte schlampig und es blieben viele Ähren stehen. Das war auf einem Pressefoto von 2006 und auf Fotos von einer unangemeldeten Feldbesichtigung am 2.9.2007 (nach der Ernte) gut zu sehen. Überall stand Gerste herum - einen Schutzzaun oder ein Vogelschutznetz aber gibt es nicht mehr (siehe hier unter "Panne 3").


Koexistenz bei Gießener Gen-Gersteversuch nicht nötig ...
Die Unmöglichkeit der Koexistenz ist im Gießener Gengersteversuch sogar anerkannt, aber als unerheblich bezeichnet. Das heißt auch: Es ist egal, ob der Versuch dem Gesetz entspricht!


Aus dem Bescheid des BVL vom 3.4.2006



Sicherheitsauflagen nicht eingehalten!
Kogel behauptet: Alle Gerstenähren werden per Hand geerntet
Presseinformation der Uni Gießen, als Kontakt ist Prof. Kogel angegeben (Quelle als PDF)
Nach Beendigung des Versuchs werden alle Gerstenähren per Hand geerntet und in geschlossenen Behältern gelagert.
Aus der FR, 25.4.2006 (S. 26) - also vor der ersten Aussaat
Nach Versuchsende würden alle Gerstenähren per Hand geerntet und in geschlossenen Behältern gelagert. Eventuelle Restbestände auf der Versuchsflächewürden mit einem Herbizid abgetötet.

Wirklichkeit:
Nach dem Ende des Versuchs 2007 konnten noch Gerstenähren auf der inzwischen ungesicherten Fläche gefunden werden.

Behauptung: Gegen Vogelfraß komplett gesichert
Aus den hessen biotech News 2/2006 (S .15)
Die Verbreitung durch Wildtiere ist ebenfalls unterbunden, da die gesamte Versuchsfläche von einem engmaschigen Vogelnetz umgeben ist.

Wirklichkeit: Im Jahr 2007 ergab des Vogelschutznetz nur ein Dach. Der Einflug seitlich war möglich.


Verschwiegen: Antibiotika in der Gerste?
Offiziell wurden immer vier vermeintlich harmlose gentechnische Veränderungen benannt. Schon das war reichlich unkritisch. Ganz verschwiegen wurde aber, dass gar keine Klarheit bestand, welche weiteren Veränderungen noch unkontrolliert in den Pflanzen waren - darunter auch eine Antibiotika-Resistenz, bei der eine Verbreitung in der Umwelt besonders gefährlich auch direkt für den Menschen werden könnte.


Aus der Akte beim RP: Antrag der Uni an das BVL (18.10.2005, S. 39)


Nur dem Regierungspräsidium (Überwachungsbehörde) fällt das auf.


Aus der Akte beim RP: Stellungnahme des RP (2.2.2006, S. 2)

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