DER HEIMLICHE LEHRPLAN
Geschlechtersozialisation in der Schule
1. Geschlechtersozialisation in der Schule
2. Die Geschlechterhierarchie in der Schule
3. Versteckte Diskriminierung von Mädchen im Schulalltag
4. Rollenklischees in Schulbüchern
5. Literaturverzeichnis
Die Universitätsprofessorin für Frauenforschung, Hannelore Faulstich-Wieland, befragte Ende der achtziger Jahre SchülerInnen aller Altersstufen zum Thema Ko edukation. Auf die Frage, ob die SchülerInnen sich fächer getrennten Unterricht vorstellen könnten, antwortete ein Mädchen der Sekundarstufe 1: "In der 3. und 4. Stunde haben wir Haus wirtschaft, da lernen auch die Jungs, wie man sich im Haus halt verhalten soll, wenn er spä ter keine Freundin hat. Aber für Jungs ist es wahrscheinlich nicht schön Textil machen zu müssen.“
Ein dreizehnjähriger Junge schlägt vor: "Man könnte doch manche Fächer (wie Chemie, Mathe matik, Physik und Sport), in denen Mädchen nicht so viel Ahnung und Interesse haben trennen, damit die Jungen mehr und schneller lernen können." Auf die Frage, ob die SchülerInnen sich vorstellen könnten, eine "reine" Mädchen bzw. Jungenschule zu besuchen, antworteten zwei vierzehnjährige Realschüler mit den folgenden Worten: "Wenn ich mir einen Schulalltag ohne Mädchen vorstelle, dann denke ich, daß ich irgendwann einmal so als kleiner, schüchterner Schwuler enden werde. " und: "Auf einer Jungenschule würde ich inner lich verwesen, denn Mädchen sind unser Elixier. Jungenschulen sind unmännlich."
Eine vierzehnjährige Gymnasiastin meinte zur selben Frage: "Ich finde es wichtig, daß es gemischte Schulen gibt, denn so wird man eigentlich ans Leben gewöhnt. Schließlich kann man ja später auch keine Frau heiraten und von ihr Kinder bekommen. Viele Ehepaare lernen sich ja auch in der Schule kennen. Wie soll man aber in so einer frommen Mädchenschule einen Jungen kennenlernen, da bleibt man ja die ganze Zeit eine alte Jungfer "
Diese kurzen Ausschnitte aus den Interviews von Hannelore Faulstich-Wieland zeigen, daß die SchülerInnen über ihre Geschlechterrollen und eine "korrekte" sexuelle Orientierung genaue Vorstellungen haben. Homophobie scheint unter diesen Ju gendlichen weitverbreitet zu sein, wobei in den wenigsten Schulen direkt dagegen gearbeitet wird. Stattdessen wird dort immer noch Geschlechtersozialistion vom Feinsten betrieben, wie der folgende Text ausschnittsweise zeigen wird.
Der Begriff „heimlicher Lehrplan wurde in den siebziger Jahren als Gegenstück zum offiziellen Lehrplan in die pädagogische Diskussion emgeführt. Der Begriff bezieht sich vor allem auf die sozialen Lernerfahrungen der SchülerInnen, darauf, was ihnen bezüglich sozialer Regeln beigebracht wird. Im Gegensatz zum offiziellen Lehrplan bezieht sich der heimliche Lehrplan nicht darauf, was unterrichtet wird, sondem wie unterrichtet wird. Auch der "heimliche Lehrplan" geschechtsdifferenter Sozialisation ist seit einigen Jahren in den Blickpunkt empirischer Schulforschung geraten. Vor allein Frauenforscherinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, dezidiert nach jenen nicht-gewollten Lernerfümmgen in der Schule zu fragen, die einer Erziehung zur Mündigkeit für beide Geschlechter zuwiderlaufen. Geschlechterstereotype und die damit in Zusammenhang stehenden normativen Erwartungen werden über den "heimlichen Lehrplan" in die Schule transportiert. Lehrpersonen, die ihre eigene Sozialisation nie überdacht haben, geben das weiter, was sie gelernt haben. Der angepaßte, stille, ängstliche Junge ist ebensowenig akzeptiert, wird abgelehnt, sanktioniert und verunsichert, wie das laute, aggressive Mädchen. Die Schülerlnnen bekommen die gewünschten Geschlechterrollen nicht nur vorgelebt, sie bekommen es auch zu spüren, wenn sie diesen nicht entsprechen.
Ein dreizehnjähriger Junge schlägt vor: "Man könnte doch manche Fächer (wie Chemie, Mathe matik, Physik und Sport), in denen Mädchen nicht so viel Ahnung und Interesse haben trennen, damit die Jungen mehr und schneller lernen können." Auf die Frage, ob die SchülerInnen sich vorstellen könnten, eine "reine" Mädchen bzw. Jungenschule zu besuchen, antworteten zwei vierzehnjährige Realschüler mit den folgenden Worten: "Wenn ich mir einen Schulalltag ohne Mädchen vorstelle, dann denke ich, daß ich irgendwann einmal so als kleiner, schüchterner Schwuler enden werde. " und: "Auf einer Jungenschule würde ich inner lich verwesen, denn Mädchen sind unser Elixier. Jungenschulen sind unmännlich."
Eine vierzehnjährige Gymnasiastin meinte zur selben Frage: "Ich finde es wichtig, daß es gemischte Schulen gibt, denn so wird man eigentlich ans Leben gewöhnt. Schließlich kann man ja später auch keine Frau heiraten und von ihr Kinder bekommen. Viele Ehepaare lernen sich ja auch in der Schule kennen. Wie soll man aber in so einer frommen Mädchenschule einen Jungen kennenlernen, da bleibt man ja die ganze Zeit eine alte Jungfer "
Diese kurzen Ausschnitte aus den Interviews von Hannelore Faulstich-Wieland zeigen, daß die SchülerInnen über ihre Geschlechterrollen und eine "korrekte" sexuelle Orientierung genaue Vorstellungen haben. Homophobie scheint unter diesen Ju gendlichen weitverbreitet zu sein, wobei in den wenigsten Schulen direkt dagegen gearbeitet wird. Stattdessen wird dort immer noch Geschlechtersozialistion vom Feinsten betrieben, wie der folgende Text ausschnittsweise zeigen wird.
Der Begriff „heimlicher Lehrplan wurde in den siebziger Jahren als Gegenstück zum offiziellen Lehrplan in die pädagogische Diskussion emgeführt. Der Begriff bezieht sich vor allem auf die sozialen Lernerfahrungen der SchülerInnen, darauf, was ihnen bezüglich sozialer Regeln beigebracht wird. Im Gegensatz zum offiziellen Lehrplan bezieht sich der heimliche Lehrplan nicht darauf, was unterrichtet wird, sondem wie unterrichtet wird. Auch der "heimliche Lehrplan" geschechtsdifferenter Sozialisation ist seit einigen Jahren in den Blickpunkt empirischer Schulforschung geraten. Vor allein Frauenforscherinnen haben es sich zur Aufgabe gemacht, dezidiert nach jenen nicht-gewollten Lernerfümmgen in der Schule zu fragen, die einer Erziehung zur Mündigkeit für beide Geschlechter zuwiderlaufen. Geschlechterstereotype und die damit in Zusammenhang stehenden normativen Erwartungen werden über den "heimlichen Lehrplan" in die Schule transportiert. Lehrpersonen, die ihre eigene Sozialisation nie überdacht haben, geben das weiter, was sie gelernt haben. Der angepaßte, stille, ängstliche Junge ist ebensowenig akzeptiert, wird abgelehnt, sanktioniert und verunsichert, wie das laute, aggressive Mädchen. Die Schülerlnnen bekommen die gewünschten Geschlechterrollen nicht nur vorgelebt, sie bekommen es auch zu spüren, wenn sie diesen nicht entsprechen.