Demorecht

BILDUNG(SKRITIK)

Im Unialltag nicht abstumpfen


1. Im Unialltag nicht abstumpfen
2. Direktes Handeln in der Schule
3. Beispiele und Ideen
4. Links zur Bildungskritik

Gegen Studiengebühren sind viele. So ist es verständlich, dass es grad bei diesem Thema zu großen Protesten kommt. Doch die Universität ist bereits jetzt in ihrem Alltag nicht besonders frei: auf Verwertungslogik ausgerichtet, voll mit Hierarchien, Kontrollen und absurden Regeln. Bereits einfache direkte Aktionen können im Unialltag können einigen Staub aufwirbeln - oft mehr als eine Demo.

Anwesenheitsliste
In vielen Seminaren kursieren Anwesenheitslisten und zwingen zur körperlichen Anwesenheit. Diese lassen sich vielfältig sabotieren: klauen ist am direktesten. Noch schöner, wenn hinterher ein BekennerInnenschreiben bei der Dozentin eintrifft. Die Erfahrung zeigt, dass dies in der Regel sogar verlesen wird, und so für einigen Gesprächsstoff sorgt.
Oder am Anfang des Semesters aufstehen, und erklären, dass mensch die Liste ignorieren werde, und warum. Oder ganz einfach, aber ohne politische Wirkung: Unterschreibgemeinschaften bilden. Immer eine Anwesende unterschreibt für die Abwesenden mit. Oder alle vorhandenen Unterschriften durchstreichen, dann fehlt die Kontrolle, wer sich danach eingetragen hat.

Hierarchien
Fast alle Veranstaltungen sind extrem dominiert von der Dozentin. Das liegt nicht nur an ihr, sondern in der Regel auch an den Studis. Wie wäre es, am Anfang eines Seminars eine Debatte darüber anzuzetteln? ...über Anwesenheitspflicht? ...über Diskussionsmethoden? Warum sitzen eigentlich fast immer alle in Reihen? Warum ist oft nur das, was die Dozentin sagt, wichtig? Wieso verlaufen fast alle Seminare nach starren Mustern?
Das mag nicht besonders revolutionär sein, kann aber für viele apolitische Studis der erste Schritt sein, Bestehendes in Frage zu stellen. Unter Umständen rennt mensch jedoch damit offene Türen ein: gerade im Umbau zur neoliberalen Uni ist z.B. „projektbezogenes Lernen“ der große Renner. Deshalb gilt es, nicht bei den Lernformen stehenzubleiben, sondern auch andere Inhalte einzubringen. Hierarchiearme Lernformen sind keine Garantie für emanzipatorisches Handeln, aber eine wesentliche Voraussetzung dafür.

Wissenschaftskritik
Wissenschaft ist nie „objektiv“, fast immer ist sie gegenwärtig mit Verwertungs- und Herrschaftsinteressen, mit sexistischen und rassistischen Ideologiefragmenten durchsetzt. Das zu thematisieren, ist nicht immer leicht. Einfach, aber mit enormer Wirkung: ein Flugblatt, das sich mit Inhalten und Methoden einer Vorlesung kritisch auseinandersetzt, und während einer langweiligen Veranstaltung kursiert, kann enorme Aufmerksamkeit erhalten. Überhaupt Lesestoff: Aufrufe zu Demos, Aufkleber - was einmal durch die Reihen geht, wird verteilt.

Selbstorganisation
Ein Modell, wie Bildung jenseits gegenwärtiger Unistrukturen, funktionieren könnte, sind selbstorganisierte oder autonome Seminare. Hier besteht aber auch enorme Vereinnahmungsgefahr: sehr leicht können selbstorganisierte Seminare dazu dienen, den Stellenabbau an der Uni aufzufangen. Das droht gerade dann, wenn selbstorganisierte Seminare als "Nachhilfestunde" für die „richtigen“ Lehrveranstaltungen verstanden werden.

Dagegen kann helfen:
  • Selbstorganisierte Veranstaltungsformen radikal öffnen. Es sollten sich eben nicht nur StudentInnen angesprochen fühlen, sonder auch SchülerInnen, Erwerbstätige und -lose.
  • Verzicht auf jede Kontrolle und zentrale Steuerung: gelernt wird das, was die Beteiligten wollen.
  • Experimentieren mit Veranstaltungsformen. Nur zu leicht beginnt mensch das übliche Seminarverhalten zu kopieren: hier Dozierender dort Zuhörende.
  • Einen sehr hilfreichen Text zu "Knackpunkten, Ursachen, Lösungsversuche bei Autonomen Seminaren" gibt es am Ende des Alternativen Veranstaltungsverzeichnisses Berlin/Potsdam bei: www.selber-denken.net.ms
  • Tipps für Veranstaltungsformen auch bei www.collaborative-learning.de und im Reader „HierarchNie!“ (www.aktionsversand.siehe.website).
  • Seminare zum Ausgangsort für Widerstand machen. Ein Seminar kann der Ort sein, wo Menschen unter Umständen das erste Mal lernen, sich selbst zu organisieren. Hier gilt es eben, jener seltsamen Trennung von "Theorie" und "Praxis" entgegenzutreten.

Erst wo aus Selbstorganisation Widerstand gegen die aktuelle (Uni)politik erwächst, wird's richtig spannend: aus dem Studi-Streik 2003 in Berlin wurden zwei Räume besetzt. Aus der kleinen Aktion wurde schließlich ein ganzes Haus - die Offene Uni Berlins. Genutzt von Studierenden, feiernden Partygästen, debattierenden Politgruppen und nächtigenden Obdachlosen ist die OUBS das einzige Projekt in Berlin, das trotz Räumungsbedrohung den damaligen Unistreik überdauert hat. Probleme mit der Offenheit gibts mehr als genug, doch erst aus dieser Offenheit kann auch Neues erwachsen. (Links zu Gegenuniprojekten: www.coforum.de/?SelbstorganisierteSeminare)

Bildungssyndikat
"Bildungssyndikate" sind der Versuch, eine anarchistische Gewerkschaft für SchülerInnen, Studierende und Lehrende zu schaffen. In verschiedenen Städten gibt es Gruppen (eine Übersicht: www.fau.org/syndikate/bsy2/). Deren Praxis ist oft nicht so spektakulär, doch können sich hier Ansätze für mehr Aktionen finden.
Und an weiteren Aktionsfeldern besteht kein Mangel: Werbung an der Uni, Messen auf denen Unternehmen um Arbeitskräfte werben, Burschenschaften...

Und an der Schule?
Ideen finden sich in einer Broschüre: www.deu.anarchopedia.org/index.php?domain_id=31&/Projekte:Schulaktionen

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