ALL THAT GENDER TROUBLE ... HERRSCHAFT UND GESCHLECHTERVERHÄLTNISSE
Entstehung der romantischen Liebesbeziehung
1. Entstehung der romantischen Liebesbeziehung
2. Historische Bedingungen für die Liebesehe
3. Liebesehe an patriarchale Geschlechterbilder gekoppelt
4. Christliche Einflüsse auf Liebesehe
Häufig scheitert der Ausbruch aus den Mustern der herrschaftsförmigen Gesellschaft schon im Kopf, weil die Allgegenwart des Diskurs noch die Möglichkeit raubt, das andere zu denken. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die romantische Zweierbeziehung eine relativ moderne Erfindung ist, eng verbunden mit der Durchsetzung von Zweigeschlechtlichkeit mitsamt den immer noch bestehenden Rollenlogiken.
Die "Liebesehe" ist eine Schöpfung des aufstrebenden Bürgertums im 18. Jahrhundert. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Liebe und Sexualität eher außereheliche Angelegenheiten. Ehen wurden geschlossen, um aristokratische Dynastien abzusichern oder auszubauen. Bei den städtischen wie bäuerlichen Unterschichten blieb die Ehe eine wirtschaftliche Zwangsgemeinschaft. Die Romantik gab dem Bürgertum das Ideal von der Vereinbarkeit von Liebe, Sexualität und der Ehe. Damit verbunden war die Betonung der gutbürgerlichen Sittlichkeit durch das häusliche Ehe- und Familienleben. Die Kleinfamilie stand fortan im Mittelpunkt – einhergehend mit der Reduzierung der Frauen auf ihre reine Hausfrauenrolle und der Disziplinierung der Männer durch die Verpönung von Schankwirtschaft und Prostitution.
Erst Ende des 18. Jahrhunderts bildete sich die "bürgerliche Ehe und Kernfamilie", wie wir sie kennen, heraus. Dieses Modell der Primärbeziehung kann als schillernde Hybridgestalt zweier Zeitalter gedeutet werden: Mit der freien Gattenwahl und dem Vertragsverhältnis der Ehe trug es die Grundideen des Liberalismus in sich. Zugleich verfestigte sich die Polarisierung der Geschlechter - als Überbleibsel ständischer Gesellschaften. Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung' wurde als naturgegeben, unbezahlte Reproduktionsarbei im "Wesen der Frau" - als "Arbeit aus Liebe" -verankert und zu einem der Stützbeine der kapitalistischindustriellen Produktion und Gesellschaftsorganisation. Sowohl die Norm der Heterosexualität als auch die der Monogamie wurden in das Fundament dieser Lebensform eingeschrieben.
Anders als in England und Frankreich übernahm in Deutschland - angesichts der sich erst zögernd durchsetzenden Industrialisierung - das neuformierte Bildungsbürgertum die tragende Rolle in dieser Entwicklung. Als emotionale Grundlage der Ehe fungierte das Ideal romantischer Liebe. Das Sexuelle wurde in das Intime schlechthin umgedeutet, das gegenüber Dritten unbedingt gewahrt werden müsse. Liebe erhält "Höchstrelevanz", sie wird zum "Wichtigsten im Leben", beinhaltet das Versprechen höchster Glücksgüter und ähnelt damit "Erlöserreligionen" und deren Heilsverheißungen. Romantische Liebe wird nicht nur legitim, sondern zur allgemeinen Norm, das Beziehungsduo duldet keine andere Nahbeziehung neben sich. Eine "Wahlverwandtschaft" von Liebe und Eigentum (was einem gehört, kann per se nicht allen anderen gehören) wird von Niklas Luhmann' betont, während feministische Wissenschaftlerinnen darauf verweisen, dass die Monogamie historisch ältere Wurzeln als im bürgerlichen Besitzindividualismus habe. Das Element des Besitzdenkens wird hier in patriarchal strukturierten Gesellschaftsfarmationen gesehen.
Die "Liebesehe" ist eine Schöpfung des aufstrebenden Bürgertums im 18. Jahrhundert. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Liebe und Sexualität eher außereheliche Angelegenheiten. Ehen wurden geschlossen, um aristokratische Dynastien abzusichern oder auszubauen. Bei den städtischen wie bäuerlichen Unterschichten blieb die Ehe eine wirtschaftliche Zwangsgemeinschaft. Die Romantik gab dem Bürgertum das Ideal von der Vereinbarkeit von Liebe, Sexualität und der Ehe. Damit verbunden war die Betonung der gutbürgerlichen Sittlichkeit durch das häusliche Ehe- und Familienleben. Die Kleinfamilie stand fortan im Mittelpunkt – einhergehend mit der Reduzierung der Frauen auf ihre reine Hausfrauenrolle und der Disziplinierung der Männer durch die Verpönung von Schankwirtschaft und Prostitution.
Daniela Schmohl: Die Geschichte der Ehe – ein Abriss
Erst Ende des 18. Jahrhunderts bildete sich die "bürgerliche Ehe und Kernfamilie", wie wir sie kennen, heraus. Dieses Modell der Primärbeziehung kann als schillernde Hybridgestalt zweier Zeitalter gedeutet werden: Mit der freien Gattenwahl und dem Vertragsverhältnis der Ehe trug es die Grundideen des Liberalismus in sich. Zugleich verfestigte sich die Polarisierung der Geschlechter - als Überbleibsel ständischer Gesellschaften. Geschlechtsspezifische Arbeitsteilung' wurde als naturgegeben, unbezahlte Reproduktionsarbei im "Wesen der Frau" - als "Arbeit aus Liebe" -verankert und zu einem der Stützbeine der kapitalistischindustriellen Produktion und Gesellschaftsorganisation. Sowohl die Norm der Heterosexualität als auch die der Monogamie wurden in das Fundament dieser Lebensform eingeschrieben.
Anders als in England und Frankreich übernahm in Deutschland - angesichts der sich erst zögernd durchsetzenden Industrialisierung - das neuformierte Bildungsbürgertum die tragende Rolle in dieser Entwicklung. Als emotionale Grundlage der Ehe fungierte das Ideal romantischer Liebe. Das Sexuelle wurde in das Intime schlechthin umgedeutet, das gegenüber Dritten unbedingt gewahrt werden müsse. Liebe erhält "Höchstrelevanz", sie wird zum "Wichtigsten im Leben", beinhaltet das Versprechen höchster Glücksgüter und ähnelt damit "Erlöserreligionen" und deren Heilsverheißungen. Romantische Liebe wird nicht nur legitim, sondern zur allgemeinen Norm, das Beziehungsduo duldet keine andere Nahbeziehung neben sich. Eine "Wahlverwandtschaft" von Liebe und Eigentum (was einem gehört, kann per se nicht allen anderen gehören) wird von Niklas Luhmann' betont, während feministische Wissenschaftlerinnen darauf verweisen, dass die Monogamie historisch ältere Wurzeln als im bürgerlichen Besitzindividualismus habe. Das Element des Besitzdenkens wird hier in patriarchal strukturierten Gesellschaftsfarmationen gesehen.
Marianne Pieper und Robin Bauer: Polyamory & Mono-Normativität. In: Laura Méritt, Traude Bührmann, Nadja Boris Schefzig (Hg.) (2005): Mehr als eine Liebe. Polyamouröse Beziehungen. Berlin: Orlanda