Demorecht

BETRIEBSBLINDHEITEN IM VEGAN-HYPE

Ackerfrüchte verfüttern - nein! Aber was ist mit dem Grünland?


1. Ackerfrüchte verfüttern - nein! Aber was ist mit dem Grünland?
2. Kritik an Soja
3. Alternativen zu Soja

Aus "Veganismus ist eine scheinbar einfache Antwort", Interview mit Wolfgang Reimer in: Bauernstimme 4/23 (S. 6)
Unser jetziges System ist so nicht zukunftsfähig. Zum einen verlieren wir weltweit ständig Ackerflächen. Sie sind ja nur einigermaßen konstant geblieben, weil die Verluste durch Straßen, Siedlungen und Gewerbegebiete, aber auch Erosion und Devastierung durch die Rodung wertvoller Wälder und den Umbruch von extensivem Weideland ausgeglichen wurden. Weltweit sind 1,6 Milliarden Hektar Ackerland und 3,5 Milliarden Hektar Grasland für die Lebensmittelproduktion nutzbar. Während das Ackerland direkt für die menschliche Ernährung bei uns Getreide, Kartoffeln, Gemüse genutzt werden kann, ist das Grünland nur über den Umweg der Wiederkäuer Rind, Schaf, Ziege und Wildtiere und damit nur über die Erzeugung von Milch und Fleisch und deren Verarbeitungsprodukten verwertbar. Wir müssen also mehr Lebensmittel und weniger Futtermittel auf dem Acker anbauen und das Grünland besser für Fleisch und Milch nutzen. Klar ist aber, dass weder die weitere Intensivierung der Fleischproduktion in den Industrie- und Schwellenländern möglich ist, weil uns die Ackerfläche für Soja, Mais und Futtergetreide ausgeht, noch können wir auf die Tierhaltung verzichten, wie es der Veganismus will.

Warum ist der Veganismus keine Alternative? Er ist ein Trend, den sogar die Fleischindustrie gerade verbreitet.
Der Veganismus ist eine scheinbar einfache Antwort auf viele komplexe Probleme; deshalb fasziniert er vor allem junge Menschen. Es liegt aber auf der Hand, dass wir, wenn wir zwei Drittel der landwirtschaftlichen Nutzfläche der Erde, nämlich das Grasland, nicht nutzen, die Welternährung nicht sichern können. Ein nennenswerter Umbruch des Grünlandes zu Acker würde zu einer immensen Klimabelastung führen, die niemand verantworten kann. Wir haben ja deshalb in Europa Grünlandumbruchverbote. Außerdem wäre ein großer Verlust an Biodiversität zu beklagen. Gerade extensiv bewirtschaftete Wiesen und Weiden verfügen über eine hohe Artenausstattung an Pflanzen, Insekten, Schmetterlingen, Vögeln usw. Viele Alpentäler wären nicht mehr bewohnbar, wenn das Grünland an den Hängen und in den Bergen nicht beweidet würde. Ohne Talwiesen wäre die Überschwemmungsgefahr für viele Ortschaften noch höher. ...
Weltweit werden über 40 Prozent der Ackerfläche für Futtermittel genutzt, während der Anteil von Bioethanol bei circa acht Prozent der Fläche liegt. Das heißt, die Konkurrenz zwischen Teller und Trog ist für die Welternährung entscheidend. Auch in Deutschland werden zwei Drittel der Maisproduktion als Futtermittel eingesetzt und ein Drittel fließt in Biogasanlagen. Deutschland war Vorreiter in der Entwicklung regenerativer Energien und es war richtig, zu Beginn alle Energieformen zu unterstützen. Nach den bisherigen Erfahrungen stellt sich der Anbau von Energiepflanzen auf dem Acker für die Zukunft als nicht sinnvoll dar. Das Thünen-Institut hat erst kürzlich errechnet, dass die Energieziele der Bundesregierung mit Photovoltaik effizienter zu erreichen sind als mit Biogas.

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