DIRECT ACTION
Provokante Aktionen und ihre Bedeutung für politischen Protest
1. Provokante Aktionen und ihre Bedeutung für politischen Protest
2. Aktionen von "Letzte Generation" und der Streit darum
3. Abseilen über Autobahnen - der Streit um eine spektakuläre Aktionsform
4. Hetze gegen Klimaschutz-/Verkehrswendeaktionen allgemein und die Kritik daran
5. Rechtsfragen bei provokanten Aktionen
Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung am 26.2.2023
Proteste, Demos, Whistleblowing, Widerstand - nicht Ruhe,
sondern Unruhe ist in einer lebendigen Demokratie Bürgerpflicht!
Aus Tim Wihl (2024), "Wilde Demokratie"
Das inhaltliche oder formale Niveau des Widerspruchs steht indes nicht in direktem Verhältnis zu seiner Wirkung. Die tiefe argumentative Bereicherung einer Debatte kann politisch völlig folgenlos bleiben. (S. 17)
Eingangsfolie zum Vortrag "Provokante Aktionen"
Die „Letzte Generation“ ist in aller Munde. Ihre Aktionen polarisieren – und viele derer, die Macht oder Kapital in ihren Händen halten, schimpfen auf die Aktivist*innen. Neben strafrechtlichen Drohungen fordern sie, zu zurückhaltenderen Aktionsformen zurückzukehren. Doch: Braucht politischer Protest die direkte Aktion, ein provokantes, aufmerksamkeitserzeugendes Eingreifen in die gesellschaftlichen Abläufe? Was wären die Atomproteste ohne Schienenblockaden und Bauplatzbesetzungen? Was der Widerstand gegen die Agrogentechnik ohne Feldbefreiungen und -besetzungen? Wo ständen wir in der Kohleausstiegsdebatte, wenn es die Besetzung des Hambacher Forstes und die Baggerbesetzungen nicht gegeben hätte? Zwar überhöht die Erinnerung an die spektakulären Höhepunkte die Bedeutung direkter, kreativer Aktion oft, entfaltet sich doch die volle Wirkung auch dieser Protestform erst in der Vielfalt unterschiedlicher Vorgehensweisen. Doch scheint sich eines immer wieder zu bestätigen: Ohne die provokante Aktion sind Kampagnen und Proteste regelmäßig erfolglos, weil sie nicht einmal den Level der breiten Wahrnehmung erreichen. „Direkte Aktion ist nicht alles, aber ohne kreative, provokante Protestformen ist alles nichts“, sagt Jörg Bergstedt, seit über 44 Jahren in solchen Aktionen selbst aktiv und als Journalist, Buchautor und Aktionsausbilder auch in der strategischen Entwicklung von Aktionsformen tätig. In seinem Buch, dem Vortrag und auf diesen Seiten zeigt er an Fallbeispielen, welche Bedeutung provokante Aktionen in der Vergangenheit hatten – und warum sie auch in Zukunft nötig sein werden.
Das Buch
"Provoziert!" - das aktuelle Buch zum Thema
„Provoziert!“ – das soll bereits der Titel dieses Buches selbst vollbringen. Jörg Bergstedt führt die Leser*innen in die Welt spektakulärer politischer Aktionen, gezielter Regelbrüche und zivilen Ungehorsams. Auf Basis soziologischer und herrschaftstheoretischer Überlegungen sowie an etlichen konkreten Fallbeispielen zeigt er auf, welche Bedeutung solchen Interventionen in den öffentlichen Raum zukommt und wie sie zu Veränderungen führen. Aus jedem Blickwinkel wird deutlich: Direkte Aktion ist nicht alles, aber ohne kreative, provokante Protestformen ist alles nichts. Das Buch liefert Argumente, stellt – auch unangenehme – Fragen und macht damit nicht nur all denen Mut, die bislang noch unentschlossen sind, selbst zu handeln. Es richtet sich nicht zuletzt auch an diejenigen, die lieber leise Töne anschlagen. In seiner hellsichtigen Schilderung zeigt der erfahrene Aktivist Jörg Bergstedt, wie das Bedürfnis, Distanz zu halten zu provokanten Aktionen, letztlich die eigene Position schwächt und verhindert, dass wichtige politische Themen in den Mittelpunkt rücken. Bergstedt zeigt: Die provokante Aktion ist als Bestandteil politischer Aktion schlicht unverzichtbar.- Seite zum Buch beim Buechner-Verlag
- 150 Seiten, 14,5 x 20,5 cm mit vielen Bildern, erschienen im Februar 2023
- ISBN 978-3-96317-347-9 (Print): 19 €
ISBN 978-3-96317-904-4 (ePDF): 14,99 €
ISBN 978-3-96317-905-1 (ePUB): 14,99 €
Der Vortrag
Eine furiose Bilderschau mit vielen Beispielen für spektakuläre und provokante Aktionen, die zum Nachdenken, Diskutieren und Aktivwerden einladen. Diesen Vortrag könnt Ihr zu Euch in die Stadt, Region, auf Camps oder Kongresse holten!Nach Absprache können bestimmte Schwerpunkte bei der Auswahl der Beispiele gewählt werden.
Unten der Online-Vortrag am 28.11.2023 an der Uni Hamburg (Ringvorlesung Klimakrise)
Der Vortrag im besetzten Altdorfer Wald am 29.5.2023
Die Hirnstupser-Reihe "Provokante Aktionen"
- Nr. 1: Intro zu provokanten Aktionen und dem Buch "Provoziert!"
- Nr. 2 zu den Qualitäten von Protest: Was macht eine "gute" Aktion aus?
- Nr. 3 zu kreativem Umgang mit Polizei und Justiz
- Nr. 4 mit Beispielen für kreative, provokante Aktionen
- Nr. 5 mit einem Plädoyer für radikalere Positionen
- Nr. 6 mit einer Kritik der Kritik an Letzter Generation
- Nr. 7 zur Frage: Wie kann es weitergehen?
- Zwischenbilanz nach ca. 20 Vorträgen
- Playlist aller Beiträge der Reihe
Diskussionen und Berichte zum Thema
- Inverview "Aktivist über den Wert der Provokation: Das Schlimmste ist, egal zu sein", online auf: taz.de am 26.11.2023
- Interview zu "Provoziert! – Besetzungen und Blockaden als politischer Protest", auf: Deutschlandfunk Kultur am 31.3.2023
- Interview "Aktionen müssen provozieren" mit Jörg Bergstedt, in: Braunschweiger Zeitung am 9.5.2023
- Bericht "Ohne Provokation keine Aufmerksamkeit", in: FR am 18.1.2023
- Text "Einen Oscar für provokante Aktionen", in: Der Rabe Ralf Februar/März 2023 (S. 6) ++ als PDF
- Text "Bilder bewegen die Welt", in: Contraste März 2023 ++ auch bei Anarchistischer Förderation
- Mitschnitt der Diskussion "Ziviler Ungehorsam - Zur Theorie und Praxis einer umstrittenen Protestform" mut Prof. Dr. Christian Volk und Jörg Bergstedt (Aufnahme vom 26.6.2023, Domberg-Akademie)
- Artikel "Klimakleber, Waldbesetzer und Co.: Einen Oscar für provokante politische Aktionen!", auf: telepolis am 26.10.2023
Erschreckend ist, wer auf telepolis so alles Kommentare schreibt. Das ist auch nicht bunt gemischt, sondern durchgehend Pöbeln, Beleidigungen und Schwurbeln. Das Spektrum reicht von der Gleichsetzung beschriebener Umweltaktionen mit dem Anzünden von Asylbewerberheimen oder der Reichsprogromnacht über die Bewerbung von Atomkraft und das Leugnen des Klimawandels bis zur Behauptung, dass Autofahrende bei Aktionen gegen das Autofahren Unbeteiligte seien. Schon verwunderlich, warum fast nur solche Leute da rumhängen.
Filmreihe zu verschiedenen Aspekten kreativer Aktionsmethoden ++ direct-action-filmreihe.siehe.website
Protestbewegungen sind der schnellste und kosteneffizienteste Weg, um transformative Veränderungen herbeizuführen (Grafik aus James Ozden, "Protest Movements Could Be More Effective than the Best Charities", in: Stanford Social Innovation Review 2022
Dranbleiben - asymmetrische Bedeutung direkter Aktion
Mensch kann auf verschiedene Art Aufmerksamkeit für politische Themen erzeugen. Die zwei wichtigsten sind Masse und Provokation bzw. Spektakel. Große Menschenmengen lassen sich nur phasenweise mobilisieren. Kampagnen verlaufen wellenförmig. Direkte Aktion kann sich an konkreten Projekten und Zielen orientieren - und dann dranbleiben, wir das Ziel erreicht ist (oder die Auseinandersetzung endgültig verloren ist).Aus einem Interview mit der Psychologin Judith Mangelsdorf, auf: tagesschau.de am 31.5.2024
Es ist leicht, wenn mich der Nachbar einlädt, gemeinsam auf die Demonstration zu gehen und nur durch meine Anwesenheit dort einen Unterschied zu machen. Die entscheidende Frage ist häufig, was jetzt? Wie findet man den Weg von etwa allgemeinen Demonstrationen hin zu wirklich nachhaltigem Handeln in konkreten Projekten - das ist häufig die große Herausforderung. ... je konkreter die Projekte sind, in denen ich mich engagieren kann und von denen ich auch überzeugt bin, dass sie einen Unterschied machen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir uns engagieren und in diese gesellschaftliche Entwicklung hineinfinden.