Offener Raum

DIE DEMOKRATIE ÜBERWINDEN, BEVOR SIE SICH SELBST ABSCHAFFT - ZUM SCHLIMMEREN!

Kap. 0: Intro, Fragestellung


Die Demokratie überwinden ... Kap. 0: Intro, Fragestellung Kap. 1: Massen-demokratisch Kap. 2: Demokratischer Alltag Kap. 3: Retten und scheitern Kap. 4: Aufbruch Quellen (mit aktiven Links) Über den Autor Presse und Rezensionen

Erster Teil der Zusammenfassung des Buches „Die Demokratie überwinden, bevor sie sich selbst abschafft – zum Schlimmeren!“ von Jörg Bergstedt (SeitenHieb-Verlag) - mit ausgewählte Zitaten aus den Einleitungskapiteln des Buches. Der Text und die Zitate dürften frei verwendet werden - um Quellenangabe wird gebeten.

Ein schonungsloser Blick auf die aktuellen Entwicklungen
Aus der Projektwerkstatt in Saasen

Wie steht es um die Demokratie auf der Welt? KI-Googeln sagt: „Der Zustand der Demokratie weltweit ist uneinheitlich und zeigt sowohl positive als auch negative Entwicklungen. Während einige Länder Fortschritte in Richtung Demokratie machen, erleben andere einen Rückgang oder sogar einen Zusammenbruch demokratischer Institutionen. Viele Demokratien stehen unter Druck und es gibt eine zunehmende Skepsis gegenüber politischen Systemen und Institutionen.“ Sodann folgen zwei positive und viele negative Trends, was zeigt, dass die zitierte Antwort die tatsächliche Lage eher beschönigt. Dabei hat die Antwort das bedrückendste noch verschwiegen: Demokratien waren in der Geschichte fast immer nur Übergangs- oder Zwischenphase. Sie entsprangen, von Eroberungsfolgen wie dem Niederringen des Nationalsozialismus und anderen Ausnahmen einmal abgesehen, dem Aufbegehren gegenüber autoritären Systemen, verdrängten Feudalherrschaft, Diktaturen oder Kolonialmächte. Doch einer – zumindest gefühlten – Hochphase folgten fast immer Enttäuschung und schließlich das Rollback, sei es durch Putsch oder inneren Zerfall, noch häufiger aber auf ganz demokratische Art, nämlich über Wahlen. Genau das geschieht aktuell wieder, und zwar auf breiter Front: Rechtsgerichtete Regierungen in vielen Ländern Europas, neoliberale Herrschaft der Reichenclans auf dem amerikanischen Kontinent, stalinistische oder religiös-fundamentalistische Regimes in Arabien und Asien. Das ist keine Überraschung, sondern die Fortsetzung des Üblichen. Daher wird es auch so weitergehen, jedenfalls wenn die Reaktionen auf den Niedergang so bleiben, wie sie sind. Der Umgang mit den Krisen der Demokratie leidet nämlich vom linken bis zum rechten Rand des politischen Spektrums, ganz besonders aber in der Mitte der Gesellschaft, an dem gleichen Fehler: Es lässt die Demokratie selbst als Ursache ihres Scheiterns außen vor.

Demokratien erzeugen ihren Niedergang selbst
Tatsächlich liegen wesentliche Gründe dafür, dass Demokratien im Laufe der Zeit ins Autoritäre driften und schließlich in höchstens noch demokratisch angestrichenen Autokratien enden, in den inneren Logiken dessen, was in der deutschen Sprache als „Volksherrschaft“ übersetzt wird – ein Begriff, bei dem bereits alle Warnsignale aufleuchten müssten. Er beschreibt das demokratische System auf Staatenebene aber durchaus korrekt und zeigt auf, wo die Probleme liegen: Demokratie ist Herrschaft, und zwar eines gedanklichen Konstruktes, welches die Eigenarten und Vielfalt der Menschen zu einem Brei vereint, den Rousseau als „Gemeinwille“ bezeichnete, der aber nichts anderes ist als die „herrschende Meinung“, die nahe dran liegt an der Meinung der Herrschenden, da diese über privilegierte Möglichkeiten verfügen, öffentliche Diskurse zu beeinflussen. Die durchsetzungsstärksten Positionen im Kampf um die öffentliche Meinung, mit leichten Nuancen ähnlich den Begriffen Mainstream, Diskurs oder Gemeinwille, sind diejenigen, welche emotional ansprechen, Ängste produzieren und darauf aufbauende Versprechungen machen. Das fördert Populismus, stärkt die Gut-Böse- sowie Freund-Feind-Einteilungen der Welt und bevorteilt Personen, die große Massen verführen können. Das Ergebnis ist das, was wir heute erleben – und so schon oft geschah, ohne dass daraus passenden Lehren gezogen wurden. Im Gegenteil: Die Demokratie selbst wird nach wie vor von aller Kritik freigestellt, womit das Freund-Feind-Schema des Populismus seine eigene Kritik bestimmt. Demokratie bildet das Gute, also müssen die unerwünschten Entwicklungen von außen kommen. Irgendwo, wo das Böse steckt.
Genau das macht die Lage so hoffnungslos. Denn eigentlich könnte eine klare Analyse auch Hoffnung machen und den Fortschritt vorantreiben. Die Zeit der Demokratie ist zwar abgelaufen, aber: „Offen ist, in welche Richtung sie sich verabschiedet. Kämpfen wir darum, dass Emanzipation, Gleichberechtigung und der Abbau von Zerstörung, Ausbeutung und Hierarchien den Weg bestimmen. Stehenbleiben, das Festhalten am Status Quo, ist keine Option. Mit einer Perspektive des „Vorwärts statt rückwärts“ können wir den rechten Populistis eine Perspektive entgegensetzen, die all diejenigen wieder mitnimmt, die mit der aktuellen Lage unzufrieden sind, sich aber in einer erschreckend hilflosen Weise trotzdem an den Jetzt-Zustand klammern. Zudem bieten wir der wachsenden Menge, die – sich ebenfalls ohnmächtig fühlend – mit der Stimmabgabe für die rechten Populistis oder dem Treten nach Schwächeren ihren Frust oder ihre Ängste zu kompensieren versuchen, endlich eine Alternative, die nicht nur so heißt.“
Dieser Text ist die Zusammenfassung der Einleitungskapitel des aktuellen Buches „Die Demokratie überwinden, bevor sie sich selbst abschafft – zum Schlimmeren!“ von Jörg Bergstedt (SeitenHieb-Verlag, 2025). Das abschließende Zitat stammt von Seite 11. Im Buch folgen umfangreiche Ausführungen und Belege, warum Demokratien an sich selbst scheitern, warum sie menschlichkeitszerfressenden Wirtschaftssystemen wie dem Kapitalismus und populistischen Strategien eine so gute Plattform bieten und wie eine Perspektive jenseits demokratischer Beschränkungen aussehen könnte.

Auszüge aus dem Kapitel 0 des Buches (Einleitung)
Seite 11:
Die Zeit der Demokratie ist abgelaufen. Sie war und ist gegenüber allen alt-autoritären Regimes eine berechtigte Hoffnung zu einer Entwicklung hin zu mehr Freiheit, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung. Nun steht sie dieser im Weg. Offen ist, in welche Richtung sie sich verabschiedet. Kämpfen wir darum, dass Emanzipation, Gleichberechtigung und der Abbau von Zerstörung, Ausbeutung und Hierarchien den Weg bestimmen. Stehenbleiben, das Festhalten am Status Quo, ist keine Option. Mit einer Perspektive des „Vorwärts statt rückwärts“ können wir den rechten Populistis eine Perspektive entgegensetzen, die all diejenigen wieder mitnimmt, die mit der aktuellen Lage unzufrieden sind, sich aber in einer erschreckend hilflosen Weise trotzdem an den Jetzt-Zustand klammern. Zudem bieten wir der wachsenden Menge, die – sich ebenfalls ohnmächtig fühlend – mit der Stimmabgabe für die rechten Populistis oder dem Treten nach Schwächeren ihren Frust oder ihre Ängste zu kompensieren versuchen, endlich eine Alternative, die nicht nur so heißt.

Seite 11:
Die Glorifizierung der Demokratie versperrt den Blick auf die in der Demokratie selbst liegenden Probleme. Viele Ursachen und damit auch Lösungsmöglichkeiten bleiben verschleiert. Vieles dessen, was an den aktuellen Verhältnissen in demokratischen Ländern kritisiert wird, ist nämlich keine Wirkung undemokratischer Einflüsse von außen, sondern eine Folge der Demokratie selbst. Wer jedoch die Demokratie als beste Gesellschaftsform glorifiziert und auftretende Probleme stets auf einen Mangel an Demokratie zurückführt, bleibt auf diesem Auge blind. Fraglos gibt es Missstände, die aus nicht-demokratischen Systemen und Denkweisen in die Demokratie hineinwirken. Sie zu entdecken und Lösungen zu finden, ist wichtig, aber eben nur die eine Seite der Medaille. Die andere, nämlich die aus der Demokratie selbst entstehenden Probleme, bleibt dem Fanblock der Demokratie aufgrund der ihm eigenen Betriebsblindheit verborgen. Wenn aber Fehlentwicklungen falsche Ursachen zugeordnet werden, sind Gegenmaßnahmen meist nicht wirksam. Insofern ist der geringe Erfolg versuchter Abwehr der aktuellen Auflösungserscheinungen demokratischer Systeme nicht überraschend. Der Weg in eine autoritäre Republik ist mit den aktuellen Mitteln nicht aufhaltbar.

Seite 19:
Ob die Akteuris, seien es Medien, Firmen, Parteien oder NGOs, wirklich Demokratie wollen, ist für ihre Propaganda unerheblich. Sie müssen zumindest so tun. In einem Land, in dem das Bekenntnis zur Demokratie einer religiösen Handlung ähnelt, kann sich keine Seite leisten, undemokratisch zu wirken. Der Verdacht liegt folglich nahe, dass es zumindest einige, vielleicht aber auch alle, gar nicht ernst meinen und andere Absichten hinter der Fassade des Demokratischen verschleiern. Schon das wäre erschreckend.
Noch erschreckender aber ist, dass sich diejenigen, die von einer Zuspitzung der Herrschaft oder gar von einem Regimewechsel zum autoritären Staat träumen, eigentlich gar nicht von der Demokratie distanzieren müssten. Denn die Demokratie ist nicht ihr schöner Schein, sondern eine mal mehr, mal weniger verschleierte Herrschaftsform – versteckt unter anderem hinter einem Begriff von „Volk“, der die Illusion nährt, hier hätten die Menschen das Sagen. Haben sie nicht. Es regiert, wer als Stimme des Volkes wahrgenommen wird und auf diese Weise die eigenen Anschauungen und Ziele zur Geltung bringen kann.
Daher ist es kein Widerspruch, dass sich alle zur Demokratie bekennen und trotzdem die Menschen real immer mehr entmachten. Demokratie ist genau das: Die Entmachtung der in ihrem „demos“ zusammengefassten Einzelnen zugunsten einer gedanklich konstruierten Gesamtheit, die jedoch nur durch ihre Stellvertretis existiert, die für sie sprechen und als sie handeln. In modernen Gesellschaften sind das die Funktions- und Deutungseliten, in autoritären Demokratie nur eine einzelne Führungsperson oder kleine Kader.

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