BOLO'BOLO (AUSZÜGE)
yalu
1. Der grosse Kater
2. Die drei Grundbestandteile der Maschine
3. Drei Deals in Krise
4. Der A-Deal: enttäuscht vom Konsum
5. Der B-Deal: frustriert vom Sozialismus
6. Der C-Deal: genug von der Entwicklung des Elends
7. Der Bankrott der Realpolitik
8. Die Schattenwirklichkeit
9. Substruktion
10. Dysko
11. Triko ... und: bolo'bolo - Grundrisse für ein Projekt
12. Fahrplan
13. ibu
14. bolo
15. sila
16. taku
17. kana
18. nima
19. kodu
20. yalu
21. sibi
22. pali
23. sufu
24. gano
25. bete
26. nugo
27. pili
28. kene
29. tega
30. fudo
31. sumi
32. asa
33. buni
34. mafa
35. feno
36. sadi
37. fasi
38. yaka
39. Anmerkungen
40. Sechs Jahre bolo'bolo
41. Abfahrt
Das kodu führt dazu, dass die Lebensmittel so nah wie möglich beim bolo erzeugt werden. Reisen, Transporte würden sonst einen Grossteil der Arbeitszeit und der Energie verschlingen. Aus ähnlichen Gründen wird es viel weniger weiträumige Importe von Erdöl, Futtermitteln und Dünger geben. Das bedingt sorgfältige Anbaumethoden und eine geschickte Kombination von Kulturen auf knappem Boden (vor allem in Gebieten wie der Schweiz). Der gegenüber Grossanbaumethoden verringerte Flächenertrag kann durch Intensivkulturen und die Bevorzugung pflanzlicher Kalorien und Proteine ausgeglichen werden. Kartoffeln, Mais und Soja können zusammen die Grundversorgung garantieren. Die Tierzucht (die Unmengen von Futtermitteln verbraucht) wird stark reduziert werden, in einem geringeren Grad auch die Milcherzeugung. (11)
Wird also die Ernährung eintöniger werden oder gar die Kochkunst zusammenbrechen, weil exotische Importe (Ananas, Bananen, Orangen, Kiwis, Avocados usw.) und Edelfleischsorten (Filets, Poulets, Kalbfleisch usw.) rar werden? Bricht ein dunkles Zeitalter für Gourmets an? In den Supermärkten gibt es zwar fast überall Kokosnüsse, Mangos, Gemüse ausser Saison - doch ist zugleich das einheimische Angebot ärmlich und geschmacklich verflacht: kaum Kräuter, Beeren, wenig Apfel- und Birnensorten, keine Kürbisse, Rüben, wässrige Tomaten, lahme Bohnen usw. Die Massenvermarktung bringt nur eine Scheinvielfalt, kein raffiniertes Angebot, sondern industrialisierte, langweilige Produkte. Die Bananen z.B. werden schon grün eingeschifft und sind verglichen mit lokal gewachsenen, normal gereiften Bananen fade. (Abgesehen davon erhalten wir nur die gelbe Einheitsbanane, während es in den Tropen eine Fülle roter, blauer, grüner, violetter, kleiner, harter und grosser Bananen gibt.)
Ähnliches gilt für das Fleisch aus Tierfabriken und die Eier aus Legebatterien: es ist vor allem nicht gut genug.
Die wahre Kochkunst und die Qualität der Ernährung überhaupt ist nicht von exotischen Importen und dem Vorhandensein von Filet-Stücken abhängig. Sorgfältiger Anbau, natürliche Aufzucht, Zeit, Raffinesse und Erfindungskraft sind viel wichtiger. Gerade dies ist aber heute fast unmöglich, da der Kleinfamilienhaushalt es weder zeitlich (kurze Essenspausen) noch ausrüstungsmässig bieten kann. In den grösseren Haus- oder bolo-Küchen wird es aber bessere Geräte, reichhaltigere Lager, mehr Zeit, und Köche geben, die es wirlich aus Leidenschaft sind - und nicht nur, weil der Mann pünktlich um 12 Uhr irgendetwas zu Essen haben muss. In einem bolo kann es durchaus mehrere Ein- oder MehrStern-Restaurants geben - und der Gesamtaufwand an Arbeit, Rohmaterial und Energie wäre immer noch viel kleiner als heute.
Kochen ist meist ein wesentliches Element der Kultur eines bolo und das Kochen selbst unter diesen Bedingungen keine Arbeit, sondern ein Ritual. Das nima macht in Wahrheit die Vielfalt in der Gastronomie aus, nicht die teuren Zutaten. Daher kommt es auch, dass einfache (meist fleischarme) Gerichte eines Landes begehrte Spezialitäten in einem andern werden. Spaghetti, Mussaka, Pizza, Chili, Tortillas, Feijoada, Risotto, Nasi-Goreng, Cury, Rösti, Cassoulet, Sauerkraut, Gulasch, Pilav, Borschtsch, Kuskus, Paella usw. sind in ihren Ursprungsländern oft ganz billige Volksgerichte. (12)
Die Vielfalt der Lebensweisen bringt auch eine vielfältige Gastronomie mit sich. In einer Stadt hat es genauso viele Spezialitätenrestaurants wie bolos und der Zugang zu allen ethnischen oder andern Gastronomien wird kolossal erleichtert. Dank Gastfreundschaft und Tauschabkommen lässt sich ein intensiver Austausch zwischen Köchen und Essern arrangieren. Und es ist leicht einzusehen, dass die Qualität dieser bolo-"Restaurants" höher sein wird als diejenige der heutigen, die von Kostendruck, Stress und Hetzerei geplagt werden. Überhaupt wird für yalu wie auch für kodu insgesamt mehr Zeit zur Verfügung stehen und auch notwendig sein. Dafür gibt es keine Nahrungsmittelindustrie mehr, keine Läden, keine nervösen Kellner...
Da für eine gute Küche die Frische der Zutaten entscheidend it, sind die Küchengärten in der Nähe besonders günstig. Der Koch kann viele Zutaten gerade neben dem Haus anbauen oder sie sich innert fünf Minuten aus dem Garten bringen lassen. Es wird Zeit und Raum geben für solche kleinwirtschaftlichen Kulturen. Viele Strassen werden aufgehoben oder verschmälert, Parkplätze, Flachdächer, Terrassen, die Todesstreifen an den Häusern (auch Rasen oder Hecken genannt), rein repräsentative Parkanlagen, Fabrikareale, Innenhöfe, Keller, Autobahnbrücken, ergeben Boden für Kräuter- und Gemüsegärten, Hühnerhöfe, Schweinegehege, Enten- und Fischteiche, Kaninchenställe, Beerensträucher, Pilzkulturen, Taubenschläge, Bienenstöcke (keine Auspuffgase mehr!), Obstbäume, Haschpflanzungen, Weinreben, Gewächshäuser (im Winter auch als Wärmedämmzone verwendet) usw. Das Essen wächst den ibus sozusagen in den Mund. (Auch Hunde wären an sich gut essbar.)
Die ibus haben auch wieder Zeit, in Wäldern und sonst nicht genutzten Gebieten nach wildem yalu zu suchen. Pilze, Beeren, Flusskrebse, Muscheln, Weissfische, Schnecken, Kastanien, wilde Spargeln, Insekten aller Art, Wildtiere, Brennesseln und andere Wildpflanzen, Buckeckern, Eicheln usw. kann man bei uns finden und zu überraschenden Gerichten verarbeiten. (13)
Die Reisenden bringen Gewürze, Saucen, Zutaten aus fernen Gegenden mit und haben neue Rezepte kennen gelernt. Da jedes ibu selbst jederzeit eine Reise unternehmen kann und es überall verköstigt werden muss, kann es die Originalgerichte überall auf der Welt an Ort und Stelle probieren. Es ist einfacher, die ibus gehen hie und da auf gastronomische Weltreise, statt dass exotische Produkte massenhaft herumtransportiert und teilweise verdorben werden . Da es Zeit hat, ist die Welt selbst für das ibu der wahre "Supermarkt"...
Durch Einmachen, Dörren, Räuchern, Pökeln und Tiefgefrieren (für ein ganzes bolo ist das auch energetisch wieder sinnvoll) kann die Kost durchs ganze Jahr hindurch zusätzlich bereichert werden. Die Speisekammern der bolos werden viel interessanter sein, als es je ein Familienkühlschrank ist. Wein-, Bier-, Likör-, Käse-, Tabak-, Wurst- und Haschsorten werden sich in gewissen bolos zu raffinierten Spezialitäten entwickeln (wie es in den Klöstern geschah) und ausgetauscht werden. Der Reichtum der Genüsse, der durch die Massenproduktion zerstört wurde, kann wieder entstehen und Netze persönlicher Beziehungen zwischen Kennern über die ganze Welt legen.
Wird also die Ernährung eintöniger werden oder gar die Kochkunst zusammenbrechen, weil exotische Importe (Ananas, Bananen, Orangen, Kiwis, Avocados usw.) und Edelfleischsorten (Filets, Poulets, Kalbfleisch usw.) rar werden? Bricht ein dunkles Zeitalter für Gourmets an? In den Supermärkten gibt es zwar fast überall Kokosnüsse, Mangos, Gemüse ausser Saison - doch ist zugleich das einheimische Angebot ärmlich und geschmacklich verflacht: kaum Kräuter, Beeren, wenig Apfel- und Birnensorten, keine Kürbisse, Rüben, wässrige Tomaten, lahme Bohnen usw. Die Massenvermarktung bringt nur eine Scheinvielfalt, kein raffiniertes Angebot, sondern industrialisierte, langweilige Produkte. Die Bananen z.B. werden schon grün eingeschifft und sind verglichen mit lokal gewachsenen, normal gereiften Bananen fade. (Abgesehen davon erhalten wir nur die gelbe Einheitsbanane, während es in den Tropen eine Fülle roter, blauer, grüner, violetter, kleiner, harter und grosser Bananen gibt.)
Ähnliches gilt für das Fleisch aus Tierfabriken und die Eier aus Legebatterien: es ist vor allem nicht gut genug.
Die wahre Kochkunst und die Qualität der Ernährung überhaupt ist nicht von exotischen Importen und dem Vorhandensein von Filet-Stücken abhängig. Sorgfältiger Anbau, natürliche Aufzucht, Zeit, Raffinesse und Erfindungskraft sind viel wichtiger. Gerade dies ist aber heute fast unmöglich, da der Kleinfamilienhaushalt es weder zeitlich (kurze Essenspausen) noch ausrüstungsmässig bieten kann. In den grösseren Haus- oder bolo-Küchen wird es aber bessere Geräte, reichhaltigere Lager, mehr Zeit, und Köche geben, die es wirlich aus Leidenschaft sind - und nicht nur, weil der Mann pünktlich um 12 Uhr irgendetwas zu Essen haben muss. In einem bolo kann es durchaus mehrere Ein- oder MehrStern-Restaurants geben - und der Gesamtaufwand an Arbeit, Rohmaterial und Energie wäre immer noch viel kleiner als heute.
Kochen ist meist ein wesentliches Element der Kultur eines bolo und das Kochen selbst unter diesen Bedingungen keine Arbeit, sondern ein Ritual. Das nima macht in Wahrheit die Vielfalt in der Gastronomie aus, nicht die teuren Zutaten. Daher kommt es auch, dass einfache (meist fleischarme) Gerichte eines Landes begehrte Spezialitäten in einem andern werden. Spaghetti, Mussaka, Pizza, Chili, Tortillas, Feijoada, Risotto, Nasi-Goreng, Cury, Rösti, Cassoulet, Sauerkraut, Gulasch, Pilav, Borschtsch, Kuskus, Paella usw. sind in ihren Ursprungsländern oft ganz billige Volksgerichte. (12)
Die Vielfalt der Lebensweisen bringt auch eine vielfältige Gastronomie mit sich. In einer Stadt hat es genauso viele Spezialitätenrestaurants wie bolos und der Zugang zu allen ethnischen oder andern Gastronomien wird kolossal erleichtert. Dank Gastfreundschaft und Tauschabkommen lässt sich ein intensiver Austausch zwischen Köchen und Essern arrangieren. Und es ist leicht einzusehen, dass die Qualität dieser bolo-"Restaurants" höher sein wird als diejenige der heutigen, die von Kostendruck, Stress und Hetzerei geplagt werden. Überhaupt wird für yalu wie auch für kodu insgesamt mehr Zeit zur Verfügung stehen und auch notwendig sein. Dafür gibt es keine Nahrungsmittelindustrie mehr, keine Läden, keine nervösen Kellner...
Da für eine gute Küche die Frische der Zutaten entscheidend it, sind die Küchengärten in der Nähe besonders günstig. Der Koch kann viele Zutaten gerade neben dem Haus anbauen oder sie sich innert fünf Minuten aus dem Garten bringen lassen. Es wird Zeit und Raum geben für solche kleinwirtschaftlichen Kulturen. Viele Strassen werden aufgehoben oder verschmälert, Parkplätze, Flachdächer, Terrassen, die Todesstreifen an den Häusern (auch Rasen oder Hecken genannt), rein repräsentative Parkanlagen, Fabrikareale, Innenhöfe, Keller, Autobahnbrücken, ergeben Boden für Kräuter- und Gemüsegärten, Hühnerhöfe, Schweinegehege, Enten- und Fischteiche, Kaninchenställe, Beerensträucher, Pilzkulturen, Taubenschläge, Bienenstöcke (keine Auspuffgase mehr!), Obstbäume, Haschpflanzungen, Weinreben, Gewächshäuser (im Winter auch als Wärmedämmzone verwendet) usw. Das Essen wächst den ibus sozusagen in den Mund. (Auch Hunde wären an sich gut essbar.)
Die ibus haben auch wieder Zeit, in Wäldern und sonst nicht genutzten Gebieten nach wildem yalu zu suchen. Pilze, Beeren, Flusskrebse, Muscheln, Weissfische, Schnecken, Kastanien, wilde Spargeln, Insekten aller Art, Wildtiere, Brennesseln und andere Wildpflanzen, Buckeckern, Eicheln usw. kann man bei uns finden und zu überraschenden Gerichten verarbeiten. (13)
Die Reisenden bringen Gewürze, Saucen, Zutaten aus fernen Gegenden mit und haben neue Rezepte kennen gelernt. Da jedes ibu selbst jederzeit eine Reise unternehmen kann und es überall verköstigt werden muss, kann es die Originalgerichte überall auf der Welt an Ort und Stelle probieren. Es ist einfacher, die ibus gehen hie und da auf gastronomische Weltreise, statt dass exotische Produkte massenhaft herumtransportiert und teilweise verdorben werden . Da es Zeit hat, ist die Welt selbst für das ibu der wahre "Supermarkt"...
Durch Einmachen, Dörren, Räuchern, Pökeln und Tiefgefrieren (für ein ganzes bolo ist das auch energetisch wieder sinnvoll) kann die Kost durchs ganze Jahr hindurch zusätzlich bereichert werden. Die Speisekammern der bolos werden viel interessanter sein, als es je ein Familienkühlschrank ist. Wein-, Bier-, Likör-, Käse-, Tabak-, Wurst- und Haschsorten werden sich in gewissen bolos zu raffinierten Spezialitäten entwickeln (wie es in den Klöstern geschah) und ausgetauscht werden. Der Reichtum der Genüsse, der durch die Massenproduktion zerstört wurde, kann wieder entstehen und Netze persönlicher Beziehungen zwischen Kennern über die ganze Welt legen.