Ende Gelände

ZIELE, MOTIVE, STRATEGIEN

Was treibt uns an?

Auf dieser Seite geht es um Motivationen zum politischen Handeln - solche, die gesellschaftliche Bedingungen zur Grundlage wählen, und solche, welche Befindlichkeiten in den Mittelpunkt stellen.

Interesse statt Identitäten: Das Leben ist widersprüchlich - Protest auch!
Identitäten beziehen sich auf das Gefühl einer Person, sich zu etwas zugehörig zu fühlen und sich in dieser Zugehörigkeit wohl zu fühlen. Das ist okay, aber negiert geradezu die Intervention gegen die herrschenden Verhältnisse, die immer auch eine Zurichtung auf bestimmte Identitäten beinhaltet. Interessen entspringen einem Willen - für sich selbst, einem politischen Ziel usw. Sie können der Ausgangspunkt sein, sich dafür auch einzusetzen, während Identitäten eher das sind, in welche mensch sich hineinfallen lässt, um sich ein Stück aus der sonstigen Welt (sog. "Realität") herauszuhalten und vom Anderen rundherum abzugrenzen.
Hirnstupser plädiert dafür, für sich selbst klare Interesse zu formulieren und diese zu verfolgen.
Zu diesem Beitrag gibt es noch einen passenden Text unter www.projektwerkstatt.de/index.php?domain_id=46&p=20634.

  • Kritik an der Individualisierung gesellschaftlicher Probleme durch Identitätspolitiken im Text "Produzierte Ungleichheit", in: Junge Welt, 15.7.2021 (S. 12)

Effektiver Altruismus
Gleich zwei neue Bücher bieten Tipps für alle Menschen, die nicht Ursachen bekämpfen, sondern die Folgen besser lindern wollen. Der eine, Peter Singer, setzt sich schon lange mit solchen Fragen auseinander. Frühere Gedanken unter anderem zur Frage, ab wann menschliches Leben schützenswert ist, haben ihm viel Kritik eingebracht, ihn aber auch zur Ikone mancher Tierrechler_innen und missionarischer Humanst_innen werden lassen. In neuen Werk mit Untertitel „Eine Anleitung zu ethischen Leben“ (2016, Suhrkamp in Berlin, 237 S., 24,95 €) präsentiert er seine Leitlinien, wie Geldspenden gezielter eingesetzt werden können. Sein Plädoyer ist hoch-moralisierend, sämtliche Machtverhältnisse und Optionen zu deren Veränderungen werden ausgeblendet - so als hätten Unterdrückung, Ausbeutung und Zerstörung von Mensch und Umwelt keine strukturellen Ursachen. In seinem Fahrwasser schwimmt William MacAskill mit „Gutes besser tun“ (2016, Ullstein in Berlin, 288 S., 18 €), steigert den Ansatz dann zu einer grundlegenden Kritik, dass persönliche Verhaltensänderungen und nachhaltiger Konsum nichts bringen, um am Ende genau solche Vorschläge zu machen – und dazu auch noch welche, die zeigen, dass der noch recht junge Autor vor allem eines hat: Gar keine Ahnung von politischen Kämpfen und Handlungsmöglichkeiten. Effektiver Altruismus ist die Krönung der Idee, die Machtlosen zur modernen Schadensbegrenzungstruppen des Weltkapitalismus zu machen.

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