Polizeidoku Gießen

HIERARCHNIE! ... READER UND TEXTE ZU ENTSCHEIDUNGSFINDUNG VON UNTEN

Dominanzverhältnisse


1. Dominanzverhältnisse
2. Tabelle zu Entscheidungsformen
3. Links und Materialien

Zicken – (Text: Jaybee)
d C
Ich bin froh, daß ich ´ne Zicke bin, denn Zickigsein heißt Frechheit pur.
Bb C
Ich bin froh, daß ich so'n armes Schaf nicht bin, denn Schaf bedeutet Herde nur.

d C
Zicken ... machen gerne Späße. Zicken sehen öfter rot.
Bb C
Wir Zicken ... sind nicht anzupassen. Zicken sind sehr klug beim flieh'n.
d C
Zicken sind so schrecklich aufmüpfig und widerständig – visionär.
Bb C
Zicken ... foppen Bullenschweine, überlisten sie und vieles mehr.

d C
Und darum bin ich froh, daß ich ´ne Zicke bin, denn Zickigsein heißt Frechheit pur.
Bb C
Ich bin froh, daß ich so'n armes Schaf nicht bin, denn Schaf bedeutet Herde nur.

d C
Zicken ... haben Phantasie, Zicken haben 'n dicken Kopf.
Bb C
Und gegen die ganzen Herrschaftsmittel, pöbeln Zicken sowieso.

d C
Ich bin froh, daß ich ´ne Zicke bin, denn Zickigsein heißt Frechheit pur.
Bb C
Ich bin froh, daß ich so'n armes Schaf nicht bin, denn Schaf bedeutet Herde nur.

d C
Schafe ... bleiben lieber ruhig, sonst gibt’s Ärger mit der Obrigkeit.
Bb C
Und haben sie dennoch was zu kritisiern, ist´s laue Unterwürfigkeit
d C
Schafe ... sind beliebt bei Eliten, denn Schafsein ist dort angesagt.
Bb C
Darum wollen Schafe auch Karriere machen, mit Pöstchen ist man bei den Schafen gefragt.
d C
Und darum bin ich froh, daß ich ´ne Zicke bin, denn Zickigsein heißt Frechheit pur.
Bb C
Ich bin froh, daß ich so'n armes Schaf nicht bin, denn Schaf bedeutet Herde nur.

Mööööhhh.

Hierarchien als Naturgesetz?
Fast wie ein "Naturgesetz" durchziehen formale (Vorstand, Koordinationsgruppe, Moderation usw.) und informelle (Dominanzen, intransparente Zirkel und Entscheidungsverfahren) Hierarchien bestehende Gruppen, Verbände, Vernetzungen und Aktionen mit ihren Plena, Informationsflüssen und Entscheidungsabläufen. Fast alle Versuche, sie zu beseitigen oder zu überwinden, enden nach kurzer Zeit erfolglos oder tauschen eine Hierarchieform gegen die nächste. "Von unten" als Prozeß gleichberechtigter und autonomer Menschen sowie gleichberechtigter, autonom agierender Gruppen und Zusammenhängen findet nicht oder kaum statt. JUP Pankow Hierarchien
Farbiger ReadertitelNicht nur die Praxis fehlt, sondern auch die Theorie: Konkrete Ideen und Experimente, wie hierarchiefreie Entscheidungs- und Aktionsstrukturen aussehen können, werden kaum entwickelt und vorgeschlagen. Damit soll ein Ende sein - so die Hoffnung, die sich mit diesem Text verbindet. Ziel ist, eine Diskussion zur Aufdeckung von Dominanzverhältnissen und zur Entwicklung konkreter Vorschläge für deren Abbau zu entfachen. Sie soll im günstigsten Fall als dauernde Debatte bestehen bleiben, immer wieder Ideen und Versuche austauschen, reflektieren und weiterentwickeln.
Die Zeiten quälender Plena, intransparenter Machtzirkel, der Neigung zu zentralen Strukturen oder Entscheidungen, der Stellvertretungspolitik in der Bewegung und des dominanzbildenden Gegeneinanders sollen vorbei sein - stattdessen zählen ein horizontales, gleichberechtigtes Miteinander, die Dezentralisierung von Entscheidungen, das konsequente Ringen um Transparenz und gleichberechtigten Zugang zu Wissen und Ressourcen in politischen Zusammenhängen, aber auch die Effizienz von "Bewegung von unten".

JUP Pankow (aus Junge Welt)Bilder: Ausschnitte aus der "Jungen Welt" - bemerkenswertes Beispiel des Umgangs vieler "linker" Gruppen mit Hierarchien. Blumiges Vokabular verschleiert die grauselige Wirklichkeit klarer Dominanzen, demokratischer Zentralen usw. - Geschäftsführer, Vorstände ... all das ist irgendwie gleichberechtigt, halt demokratisch und gut.

Junge Welt


Auch sind es eher "Linke", die neben ihren blumigen Polit-Phrasen von Selbstbestimmung knallharte Kontrolle und Hierarchien immer wieder einfordern. Das Prinzip offener Mikrophone ("open mic") statt zentralistischer Geheimplanungen in den Eliten von Verbänden und Bewegungen wird von der Jungen Welt zerrissen - weil bei einer Veranstaltung Nazis mit einem Transparent vor der Bühne gestanden hätten (was das miteinander zu tun hat, bleibt offen).

"Es gibt viele, die würden gerne etwas tun, die aber Unterstützung und Anleitung brauchen." Ehrenamtliche seien damit überfordert. "Dafür braucht man Profis." ... zitiert die FR am 10.11.2003 (S. 29) einen Mitarbeiter der Gemeinnützigen Wohnungsbau Hessen.

Linke Gruppen feiern Vereinheitlichung usw.
Einheitsmeinung als Qualitätsmerkmal politischer Gruppen?
Michael Kronawetter, "Sprecher" (!) der AAB (inzwischen ALB) in „Antifa heißt Angriff?“ im Interview: Rüdiger Göbel, Junge Welt 1.02.03)
Ist es nicht einfach so, daß die AANO keine eindeutige Position in der Kriegsfrage bezieht, weil es innerhalb der Gruppe so viele gegensätzliche Standpunkte gibt - von der Zustimmung eines US-Angriffes, weil er vermeintlich Demokratie und Prosperität
bringt, bis hin zur Ablehnung der Aggression, zumindest ernsthaften Bedenken dagegen. Wenn eine politische Gruppe in einer solch zentralen Frage keine Position beziehen will oder kann, ist sie nicht ernstzunehmen.


Aus Wilk, Michael (1999): "Macht, Herrschaft, Emanzipation", Trotzdem Verlag Grafenau
Von der "Emanzipation", geschweige denn Befreiung einer Gruppe zu sprechen, ist damit solange unsinnig, solange nicht die individuelle Erfahrung von Emanzipation auch innerhalb einer Gruppendynamik spürbar wird. Oder schärfer formuliert: Befreiung muß auch heißen, sich von der Gruppe befreien zu können. ... (S. 50)
Auch für die Gruppe selbst ist es zweifellos entscheidend, ob sie nicht alsbald durch die Herausbildung informeller Strukturen eine innere Hierarchie manifestiert, die einer formalen FührerInnenstruktur kaum nachsteht. Diese ist dann oft schwerer zu "knacken", weil es offiziell keine Führung gibt - sondern vielmehr der Anspruch einer formalen Gleichheit und Kollektivität hochgehalten wird, die jedoch kaum noch erfahrbar ist. ...
(S. 60)
Aufgabe libertären Agierens in diesem Zusammenhang müsste sein, Innerhalb dieser Dynamik Transparenz und Strukturen zu schaffen (oder zumindest einzufordern), die die Handlungskompetenz aller sicherstellen." Gerade in Sozialen Bewegungen oder BI's, die ab einer bestimmten Größe immer mehr zentralistische innere Strukturen ent wickeln und die formal oder informell Führungsebenen herausbilden, ist es notwendig, eine diesen autoritären Tendenzen entgegengesetzte Aktivität zu entwickeln. Das wir uns mit diesen Bemühungen bei unseren MitstreiterInnen nicht immer beliebt machen ist klar, sollte uns aber nicht abschrecken.
(S. 62)

Weder Regeln noch Dogmen bei der Art der Entscheidungsfindung
Aus Christoph Spehr (2003): "Gleicher als andere", Karl Dietz Verlag in Berlin (S. 44)
Die Definition gibt keine formalisierten Verfahren des Verhandelns oder der Entscheidungsfindung vor. Für solche Verfahren gilt dasselbe wie für alle anderen Regeln auch: Sie genießen kein höheres Recht, sie sind der Verhandlung nicht entzogen.

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Kommentare

Robi am 08.06.2018 - 21:23 Uhr
vom Prinzip her seh ichs auch, wie oben beschrieben - doch ich hatte gehofft, konkrete positive Beispiele diskutieren zu können...ist das hier irgendwo möglich?


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