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Ö-PUNKTE 3/1998

USA: Siedlungsabfall nimmt stetig zu

Die Market Strategy Group (MSG) aus Cleveland brachte im Juli die Studie "Municipal Solid Waste Opportunities" heraus. Das Unternehmen analysiert darin die Entwicklung des Abfallaufkommens, den Zustand der verschiedenen Entsorgungswege und die ökonomische Situation der Entsorgungsindustrie in den USA. Die Kategorie Municipal Solid Waste entspricht etwa dem, was deutsche Gesetze unter Siedlungsabfallverstehen: Im wesentlichen Hausmüll und hausmüllähnliche Gewerbeabfälle.

Das Siedlungsabfall-Aufkommen der USA wuchs laut dieser Studie seit 1985 um jährlich rund 2,7% und erreichte 1996 220,7 Mio. Tonnen. Das entspricht für das Jahr 1993 einem Pro-Kopf-Aufkommen von etwa 800 kg. Bis 2002 prognostiziert die MSG den Vereinigten Staaten ein weiteres Wachstum der Siedlungsabfallmenge von knapp 16%. Den Anstieg von 34% im zurückliegenden Jahrzehnt führt die MSG auf das Bevölkerungswachstum von 12 % im gleichen Zeitraum und auf sich wandelnde Lebensstile zurück. Demnach bewirkt auch die gestiegene Zahl der Besserverdienenden, der Trend zu kleineren Haushalten und veränderte Arbeitsplatzstrukturen, daß das Abfallaufkommen weiter zunehme.

Ein weiterer Grund für den Zuwachs könnte in der veränderten Zusammensetzung der Abfälle liegen. Papier und Pappe ist weiterhin die größte Fraktion in Siedlungsabfällen: Ihr Gewichtsanteil am gesamten Aufkommen wuchs seit 1985 von 37,4% auf 40,8%. Am schnellsten vergrößerte sich der Anteil von Textilien, umfaßte aber 1996 erst 3,6% der Abfälle. Die Altglasmenge dagegen blieb mit 0,1% Zuwachs pro Jahr fast unverändert. Von 1985 bis 1996 ging der Anteil der Deponien an der Entsorgung von 82,9% auf 60,9% zurück. Von dem anschwellenden Abfallstrom profitierten ausnahmslos die übrigen Abfallbehandlungsmethoden. So stieg seit 1985 der Anteil der Müllverbrennung am Gesamtaufkommen von 7% auf 15% (1996). Die MSG sagt ihr bis 2002 einen langsam steigenden Marktanteil voraus. Dann werden pro Jahr über 40 Mio. Tonnen verbrannt. Der Anteil von Abfällen, die ins Recycling gingen, steigerte sich in den USA von 13,8% auf 22,5%.

Parallel zum steigenden Abfallaufkommen erhöhten sich die Einnahmen der US-Entsorgungsindustrie zwischen 1985 und 1996 um jährlich rund 5,9% von 20 Mrd. auf 37 Mrd. Dollar. Allerdings stiegen auch ihre Ausgaben - pro abgeholte Tonne von 58 auf 76 Dollar. Behandlung und Entsorgung verursachten 1996 mit 8,7 Mrd. Dollar etwa ein Drittel der Gesamtkosten der privaten Entsorgungsindustrie. Mit 16,7 Mrd. Dollar machte die Müllabholung den größten Teil der Kosten aus. Sie verteuerte sich pro Tonne und Jahr im Schnitt um 5,3%.

Kontakt: MSG, Gretchen Ritchmond, 2126 Lee Road, Suite 4, Cleveland Ohio 44118, USA. Tel.: 001-216/371-4307; Fax: -1272.

Mehrweganteil bei Getränken nur knapp über der gesetzlichen Grenze
Der Anteil der Mehrwegquoten im Getränkebereich betrug 1996 72,03 Prozent bundesweit, und blieb damit nur knapp über der gesetzlich vorgeschrieben Quote von mindestens 72 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr sank der Mehrweganteil um gut 2 Prozent.

Umweltministerin Merkel kündigte an, daß weiterhin ernsthaft mit der Einführung von Einweg-Getränkeverpackungen gerechnet werden muß, wenn verstärkt Einweg-Getränke in den Markt gebracht und die gesetzlich vorgeschriebene Mehrwegquote unterschritten wird. Nach der Verpackungsverordnung sind Einweg-Getränkeverpackungen im Rahmen des DSD nur solange von der Pfandpflicht befreit, wie bundesweit ein Anteil von 72 Prozent gehalten wird.

Bei Getränkedosen ist erstmals seit 4 Jahren ein Rückgang um 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr festzustellen. Beim Bier erfolgte allerdings nochmals ein Zuwachs des Dosenanteils. Dieser wurde jedoch durch einen Rückgang beim Einwegglas ausgeglichen, so daß die Bier-Mehrwegquote stabil blieb. Bei Erfrischungsgetränken mit Kohlensäure ging der Dosenverbrauch um 9 Prozent gegenüber 1995 zurück, und es ist ein deutlicher Mehrweganstieg zu verzeichnen. In den anderen Getränkebereichen ist dagegen ein leichter Abwärtstrend zu beobachten.

Nach Ansicht des Umweltministeriums ist der Rückgang des Mehrweganteils vor allem im Anstieg von überwiegend in Einweg verpackten Fruchtsäften und Eistees begründet. In den neuen Bundesländern stieg die Mehrwegquote um 1,6 Prozent, im Westen zeichnete sich dagegen ein leichter Abwärtstrend ab. Spitzenreiter bei der Mehrwegquote sind Baden-Württemberg (84,65 Prozent) und Bayern (82,13 Prozent), Schlußlichter sind Berlin (46,6 Prozent) und Brandenburg (54,22 Prozent). Lediglich in 6 von 16 Bundesländern wird die Quote von 72 Prozent überschritten.

Näheres: Bundesumweltministerium, Pressereferat, Postfach 120629, 53048 Bonn, Tel. 0228/3052010.

Trockenstabilat im Streit
In letzter Zeit macht ein Verfahren zur Behandlung von Abfällen immer mehr von sich reden: Das Trockenstabilatverfahren. Der Müll wird dabei einer mechanischen Vorbehandlung unterzogen, in der Metalle und eine Schwerfraktion abgetrennt werden und auf die eine ca. 1-wöchige Kurzrotte folgt. Durch ständige Belüftung und die bei der Rotte entstehende Wärme wird der Abfall dabei auf einen Restfeuchtegehalt von 15 % getrocknet. Ziel der Behandlung ist die Erzeugung eines möglichst heizwertreichen Produktes (Trockenstabilat), das möglichst kostengünstig verbrannt werden kann. Die erste großtechnische Anlage dieser Art ist seit diesem Jahr in Aßlar im Lahn-Dill-Kreis in Betrieb.

Da die Verbrennung des Trockenstabilats in einer Müllverbrennungsanlage nicht billiger kommt als die Verbrennung von unvorbehandeltem Abfall wird nach alternativen Verbrennungswegen gesucht. In Frage kommen insbesondere Zementöfen, Hochöfen und bestimmte Kohlekraftwerke. Hier sind die Behandlungskosten wesentlich niedriger und das Stabilat kann gemäß dem Kreislaufwirtschaftsgesetz als Abfall zur Verwertung eingesetzt werden. Der Pferdefuß an diesem Behandlungsweg sind die wesentlich höheren Grenzwerte für solche Anlagen, die zu weit höheren Emissionen gegenüber der herkömmlichen Müllverbrennung führen. Außerdem führt der Einsatz von Abfall mit seinem gegenüber herkömmlichen Brennstoffen höheren Schadstoffgehalt noch einmal zu Zusatzemissionen insbesondere bei Schwermetallen. Ein solcher Behandlungsweg, der auf Kosten der Umwelt geht, ist daher strikt abzulehnen.

Jüngsten Meldungen zufolge plant der Lahn-Dill-Kreis derzeit den Ausstieg aus dem DSD, weil über das Trockenstabilat eine wesentlich billigere Verwertung möglich ist. Mit einer solchen "end-of-the-pipe-Lösung" würde der ohnehin schon vom DSD kaum berücksichtigte Vermeidungsgedanke weiter in den Hintergrund gedrängt und der Anteil der stofflichen Verwertung wesentlich gesenkt werden.

Autor des Textes: Peter Gebhardt, Institut für Ökologie, Tel./Fax 06404/65643

Weitere Informationen zum Trockenstabilatverfahren:
1. KGV Rundbrief 1/97: Das Trockenstabilatverfahren - Eine MBA als Vorhof zur Müllverbrennung
2. MüllMagazin Nr. 3/1997 (S. 48-53)


Foto: Betrieb von Herhof im Lahn-Dill-Kreis im Lagerbereich der Trockenstabilatballen. Sie können als Brennstoff für Müllverbrennungsanlagen, Hochöfen usw. eingesetzt werden.


Initiative Mehrweg startet Aktionsprogramm
In seiner Auftaktveranstaltung verabschiedete das Kuratorium der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM), Bonn, die Gründung eines Fördervereins zur Stiftung und das Aktionsprogramm '97. Den Anfang machte ein Workshop zum Thema "Mehrweg - Quo vadis?" auf dem rund 80 Experten aus Wissenschaft, Ministerien, Verbänden und Handel Lösungen zum Thema Mehrwegschutz erörterten. Nach Information der Stiftung sind darüberhinaus in diesem Jahr die Auslobung eines Mehrweg-Innovationspreises, öffentliche Dialogveranstaltungen zum Thema Mehrweg sowie Plakat- und Aufsatzwettbewerbe an Schulen geplant.

Angesichts der kontroversen Diskussion um die Novelle der Verpackungsverordnung und dem zu befürchtenden Absinken der Mehrwegquote unter die gesetzlich verankerte Mehrwegquote von 72 Prozent erhöhe sich nach Dafürhalten der Stiftung Initiative Mehrweg der eigene Handlungsbedarf. Durch öffentlichkeitswirksame Aktionen und gezielte Einflußnahme auf Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft gelte es, dem Thema Förderung von Mehrweg gesellschaftlich, wirtschaftlich und politisch zu mehr Akzeptanz und Durchsetzungsvermögen zu verhelfen.

Weiterhin plant die Stiftung, zukünftig mit "Pro Mehrweg" zusammenzuarbeiten um Synergieeffekte zu nutzen.

Kontakt: Stiftung Initiative Mehrweg, Monika Bendig, Roonstr. 5, D-53175 Bonn, Tel. 0228/ 3670416, Fax 3680038



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Zuletzt überarbeitet am 3. Januar 1998
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