Projektwerkstatt

FARBEN, BAU- UND DÄMMSTOFFE

You can paint a rainbow ...


You can paint a rainbow ... · Dämmung und Wandbaustoffe

Manche mögen's knallbunt, andere lieben zurückhaltende Farben, wieder andere malen Haus und Hof aschgrau an. Für alle aber gilt, daß sie es mit oder ohne Gifte erreichen können. Denn: Der Markt ist voll von verschiedenen Farben für Holz, Beton, Tapeten, Fu ßböden, Metall usw.
Standardisierte Kennzeichnungen, mit denen eine "Öko-Farbe" zielsicher von anderen unterschieden werden kann, gibt es nicht. Selbst die Hersteller von Farben aus pflanzlichen Stoffen, die als "Biofarben" gelten, sind sich untereinander wenig grün. So ist hier bislang nicht gelungen, was z.B. die Hersteller von Bio-Lebensmitteln geschafft haben, nämlich sie einheitlich zu kennzeichnen. In der Serie "Das Umwelthaus" soll diesmal ein bißchen Licht in den Dschungel der Farbenwelt gebracht w erden.

Woran erkennt man "Biofarben"?
Insgesamt sind verschiedene Kennzeichnungen auf dem Markt vertreten.
  • Der blaue Engel ("Umweltzeichen, weil ..."):
    Dieses Emblem ist am weitesten verbreitet und wird vom Umweltbundesamt vergeben. Wie beim "Blauen Engel" üblich, bewertet es nicht die Gesamtfarbe, sondern nur den Teilausschnitt, der auch im Text benannt wird. Dort findet sich dann z.B. die Formulierung "Umweltzeichen, weil schwermetallfrei" oder etwas ähnliches. Zu Lösungsmitteln wäre in diesem Fall keine Aussage getroffen. Daher muß beim "Blauen Engel" genau hingeschaut werden. Wer eine rundherum umweltverträgliche Farbe sucht, sollte das Zeichen eher sogar meiden.
  • Firmeneigene Embleme:
    Oftmals drucken Firmen selbstkreierte Zeichen auf die Farbdosen. Diese sollten grundsätzlich nicht beachtet werden, denn es gibt kein Gesetz und keine Regel, die bei solchen Kennzeichnungen vorschreibt, daß sie wahr sein müssen. Hinzu kommt, daß die firmeneigenen Kennzeichnungen oft schwammig sind.
  • Liste der Inhaltsstoffe:
    Für KennerInnen der Materie können Listen der Inhaltsstoffe mehr Auskunft über die Umweltverträglichkeit der Farbe geben als alle Embleme zusammen. Jedoch finden sich auch hier oft nur zusammenfassende Formulierungen und keine präzisen, chemischen Stoffbezeichnungen. Einige Anbieter von "Biofarben" sind hier allerdings einen wichtigen Schritt weitergegangen. Sie bieten ihren KundInnen an, Informationsblätter zu den einzelnen Farben anzufordern. Diese sind meistens sehr umfangreich und listen die Zusatzstoffe auf.

Biofarben - was ist das?
Im allgemeinen wird als Bio-Farbe bezeichnet, was nur oder größtenteils aus pflanzlichen Stoffen hergestellt wurde. Kunstprodukte sind in der Regel tabu. Damit ist immerhin eines schon gewonnen: Die Biofarben nehmen nicht an der stark umweltbelastenden Petrochemie teil, die Erdöl in tausende von Stoffen umwandelt, deren Wirkungen teilweise erst wenig untersucht sind. Damit ist allerdings auch schon der sicherste Vorteil genannt. In den weiteren Details gibt es nämlich erheblichen ExpertInnenstreit. Denn auch pflanzliche Stoffe sind oft "nicht ohne". Giftige Bestandteile, pflanzliche Lösungsmittel mit Betäubungs- oder Rauschwirkungen (nervenangreifend) gibt es ebenso wie allergieauslösende Stoffe. Und genau hier setzt die Schwierigkeit an. Einige Biofarbenhersteller setzen auf das "Echte", also 100%ig pflanzliche Stoffe. Andere werfen ihnen vor, dabei Allergien auszulösen und ersetzen kritische Stoffe dann doch durch Kunstprodukte - was wiederum die ersteren kritisieren. Bevor deswegen totale Verunsicherung eintritt, muß aber gesagt werden, daß sich diese Streitigkeiten in allen Fällen nur auf Produkte erstrecken, die nur geringe Anteile in der Farbe ausmachen. In jedem Fall also gilt: Biofarben sind ganz oder weitgehend aus pflanzlichen Materialien hergestellt. In einigen werden Hilfs- oder Farbstoffe auch künstlich gewonnen und beigemischt.

Die Entscheidung fällen!
Das schlimmste wäre, wenn aus der Unsicherheit über den richtigen Weg doch im Baumarkt irgendwas aus dem Regal gekauft wird. Der Unterschied zwischen Bio- und konventionellen Farben ist in der Regel sehr groß; der zwischen den verschiedenen Biofarben dagegen meist klein. So sollten alle, die Farbe brauchen, den Weg zu einem Ökobauladen oder einem/r FarbenvertreterIn für Biofarben finden. Dort gibt es dann verschiedene Entscheidungskriterien. Farbigkeit: Je knalliger eine Farbe, desto mehr synthetische Stoffe sind in der Regel enthalten. Bestimmte Farben (z.B. strahlendes Gelb) sind gar nicht "biologisch" zu machen, d.h. solche Farben sind immer ein Kompromiß. Aber selbst dann ist es sinnvoll, daß wenigstens die anderen Bestandteile in einem Farbtopf biologisch verträglich sind. Wo immer es möglich ist bzw. mit dem Geschmack der AnwenderIn übereinstimmt, sollte auf zurückhaltende Farben (z.B. Erdfarben) zurückgegriffen werden. 100%ig pflanzlich? Diese Entscheidung muß jedeR für sich selbst treffen. Die Meinungen darüber gehen auseinander (siehe oben). In der Herstellung sind rein pflanzliche Farben in jedem Fall besser. So oder so sollte aber auch bei der Verarbeitung von Biofarben darauf geachtet werden, daß eine gute Durchlüftung bis zur Trocknung vorhanden ist. Die Lösungsmittel auf pflanzlicher Basis haben oft eine erhebliche nervenstörende Wirkung.

Preis: Die Preise aller Biofarben liegen deutlich über denen der konventionellen Farben. Dafür handelt man sich aber auch ein Produkt mit deutlich weniger Gesundheitsrisiko ein. Da die Innenraumluft für das eigene Leben sehr wichtig ist, sollte hier nicht an der falschen Stelle gespart werden.

Jede Farbe, wo sie hingehört


Eine ganz wichtige Entscheidung ist, die Farben und sonstigen Mittel am richtigen Ort einzusetzen. Daher ist unbedingt auf den Text der Farbdose oder zusätzliche Merkblätter zu achten. Zu unterscheiden sind Außen- und Innenfarben sowie Farbstoffe für verschiedene Materialien wie Holz, Beton, Metall, Tapeten usw. Zudem gibt es Fertigprodukte oder Baukastensysteme, die individuell zusammengemischt bzw. nacheinander gestrichen werden. Besonders verbreitet ist, daß die Farbpigmente seperat erworben und dann nach eigenem Geschmack beigemischt werden. Nicht alle Farbenhersteller decken alle Anwendungsbereiche ab. Daher lohnt es sich, die Angebotspaletten verschiedener Hersteller zu betrachten. Noch nicht ausgereift ist bei fast allen Anbietern das Farbenangebot fü r den Außenbereich. Hier greifen Witterung und vor allem das zersetzende Sonnenlicht die Farben bzw. die von ihnen bedeckten Flächen an.

Bei den Arbeiten am "Umwelthaus" in Saasen konnte keine Biofarben-Firma Farben in den gewünschten Farbtönen für die Außenwände (rauher Sandputz) bereitstellen. Daher wurde hier Silikatfarbe verwendet, die umweltverträglichste Form konventioneller Außenfarben. Sie sollte der Dispersionsfarbe in jedem Fall vorgezogen werden, zumal sie auch länger hält und die Dampfdurchläss igkeit der Wand weniger behindert. Am verbreitetsten sind die Biofarben für Holz. Ob Fußböden, Wände, Decken oder Einzelpfosten - für alles gibt es spezielle Farben. Weitere Einsatzmöglichkeiten der Biofarben sind unter anderem:
  • Heizkörper und -rohre (auf besondere Kennzeichnung achten)
  • Metall (Grundierung, Lackierung)
  • Lacke für Holz und Stein
  • Holzschutzmittel (gegen Holzwurm, Pilzbefall ...)
  • Möbelpflege
  • Reinigungsmittel
  • Lösemittel, Grundierungen
  • Kleber (Kleister, Kleber für Teppi ch, Linoleum, Kork)
  • Wandfarbe für Tapeten oder Putz
  • Beton- und Estrichfarbe (leider oft nur grau).

Weniger ist mehr
Warum überhaupt oder so viel streichen? Das ist eine selten gestellte Frage. Obwohl sich gerade hier wieder Geld einsparen läßt. Gerade bei Holz entscheidet oft die Konstruktion mehr über die Haltbarkeit als der spätere Holzschutz per Anstreichen. Wenn Wasser oder Feuchtigkeit gar nicht ins Holz eindringt oder selbiges wieder gut trocknen kann, ist mehr gewonnen als mit vielen Schichten Holzschutzmittel. Gute Lüftung in Räumen, atmungsaktive Wände bzw. Dampfsperren in sensiblen Bereichen sind daher das erste Mittel, um Fäulnis zu verhindern. Erst dann können die Farben ihre zusätzliche Kraft entfalten: Den Holzschutz, den Schutz vor Vergrauen unter Sonneneinstrahlung, einen wasserabweisenden Überzug oder den Schutz der Fußböden vor Trittschäden. Farben solle n schützen, aber sie sollen auch Lebendigkeit in unsere Umgebung bringen. Wer Buntes liebt, sollte das auch ausleben - denn kein Natur- oder Menschengesetz bestimmt, daß das graue Einerlei, das oft das Lebensumfeld prägt, so sein muß. Und wenn die Vielfalt von Räumen und Gebäuden sich in der direkten Umgebung in bunten Gärten, Wiesen und Gebüschen, berankten Wänden oder bewachsenen Dächern fortsetzt, ist das auch ein Stück Befreiung aus einem überflüssigen Denkschema "Grau". Machen Sie aus Ihrem Haus doch einen Ort, der Ihren Träumen entspricht, statt im tristen Grau davon zu träumen, woanders (z.B. im Urlaub) mal Farbe zu erleben!

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