Projektwerkstatt

BÜCHER ZUR DEMOKRATIEKRITIK

Über den Autor


Die Demokratie überwinden ... Ausgewählte Zitate Quellen (mit aktiven Links) Über den Autor Presse und Rezensionen

Oder genauer: Der Autor über sicht ... Text von Seite 277 (in der Leseprobe enthalten)

Kurz nach meinem 14. Geburtstag gründete ich zusammen mit gleichaltrigen Freundis eine Jugendumweltgruppe. Sie kümmerte sich zuerst um hungernde Vögel im Winter und schuf Nist-plätze. Ein Jahr später führte ein Erkenntnisgewinn dazu, Lebensräume zu schaffen: Tümpel. Hecken, Naturwald. Noch einige Monate später war die Gruppe, inzwischen auf 60 Aktive ange-wachsen, auch umweltpolitisch aktiv. Die Erwachsenenwelt nahmen wir überwiegend als feind-liches Terrain wahr. Die Grünen gab es noch nicht, Umweltverbände dort, wo wir aktiv waren, auch noch nicht. Dieses Bewusstsein, den Menschen an den Hebeln der Macht nicht zu vertrau-en, habe ich mir bis heute erhalten, auch wenn moderne Bürgimeistis und Verbandsvorsitzende ihre Kritikis heute lieber umarmen, mit Fördergeldern vollpumpen und mit Preisen behängen – und so zum Schweigen bringen. Ich glaube immer noch, dass es keinen Sinn macht, eine gerech-tere und umweltfreundliche Welt zu erbetteln, wenn Profitgier, rassistische und sexistische Gesinnungen, die Lust an der Macht und der Glaube an die eigene Überlegenheit das Handeln bestimmen. Wir müssen eigene Wirkungskraft entwickeln und auf dieser aufbauen. Dann wer-den die Mächtigen ihre Fahnen in unseren Sturm hängen. So habe ich es erlebt, nachdem ich jahrelang mit spektakulären Aktionen auf Genversuchsfeldern aktiv war – mal wochenlang als öffentlichkeitswirksame Besetzung, mal nachts als gezielter Wirkungstreffer. Am Ende war die öffentliche Stimmung gekippt – und selbst die größten Freunde der Konzerne wie der Bayeri-sche Ministerpräsident behaupteten, schon immer auf unserer Seite gestanden zu haben.
Ich bin überzeugt, dass kreative, öffentlichkeitswirksame und direkte Aktionen in Verbindung mit niveauvollen Inhalten und Vorschlägen die größte Chance haben, gesellschaftliche Verände-rungen zu erwirken. Auf diese Weise war ich mehrfach dabei, starke Aktionen zu entwickeln – überregional die Besetzungen des Hambacher Forstes gegen den Kohleabbau und des Dannen-röder Waldes gegen den Autobahnbau ebenso wie lokale Aktivitäten zur Verkehrswende in und um Gießen, um nur wenige Beispiele zu nennen. Es gab Siege und Niederlagen, aber es war stets intensiv. Wir haben ständig neue Aktionsformen entwickelt und unseren Aktionsradius erwei-tert. So fingen wir irgendwann an, uns das Wissen um die Selbstverteidigung vor Gericht anzu-eignen. Heute bin ich bei vielen Verfahren wegen Klimaklebens, Autobahnblockaden oder Be-setzungen als Verteidiger mit dabei. Das ist Selbstermächtigung – und dafür trainieren Kreativ-Aktivistis, zu denen ich mich zähle, viele Menschen, damit sie wirksamer werden können. Die Wände, gegen die wir damit oft anrennen, bestehen nicht nur aus der Phalanx der Herrschen-den, die mit Polizei, Gefängnis und Überwachung gegen uns vorgehen, sondern auch aus den etablierten Kreisen politischer Bewegung, die gerne die Kontrolle über das Protestgeschehen haben wollen, von Spenden und Fördergeldern abhängig sind und deshalb ihre Aktivitäten ganz absichtlich nur als Begleitfolklore des Unabwendbaren organisieren. Sie fürchten stets, das Wohlwollen von Regierungen und Konzernen zu verlieren.
Ich werde nicht aufhören, für eine unabhängigere Bewegung, mehr kreative Frechheit in den Aktionen und deutlich herrschaftskritischere Positionen einzutreten – und selbst Aktionen zu entfachen, die nicht einfach gleichgültig ignoriert werden können. Aktuell, im Jahr 2025, versu-che ich mich am Thema Antimilitarismus und würde gerne aus einer großen, traditionsreichen Waggonfabrik in Görlitz, die künftig Panzer bauen soll, ein starkes Symbol formen: Klimaschutz und Verkehrswende off, Kriegsvorbereitung on – geht’s noch deutlicher? Wenn ich dabei auch gleich die AfD und andere rechte Gruppen mit entzaubere, die dort mit dem (ihrem Wahlpro-gramm widersprechenden) Friedensthema 48,9 Prozent Erststimmenanteil bei der letzten Wahl abgeräumt haben, soll’s mir Recht sein. Schließlich sollten wir uns nicht mit dem Brotkrumen zufrieden geben. Wenn sich Regierende, Profiteuris und die Eliten der eigenen Bewegungen dann aufregen, haben wir vielleicht alles richtig gemacht …


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