Stiftung Freiräume

TUN, WOFÜR ES GELD GIBT: AG(G)ROBIOTECHNIKUM ÖSTLICH ROSTOCK

Money, Money, Money!


1. Das Ende der Gentechnik an den Feldern
2. Mit einem Lobbyverband ging es los: FINAB
3. Steuergelder für sogenannte Forschung: Da ist Geld drin ...
4. Money, Money, Money!
5. Was wird geforscht? Mais, Kartoffel, Petunie und mehr am AgroBioTechnikum
6. Viele Quellen, ein Ergebnis - eine mafiose Gentechnikstruktur
7. Uncool bis zum Abwinken: Gentechnikfans gegen KritikerInnen
8. "Monsanto auf mecklenburgisch" - die Seilschaften des Landes
9. Aktionsberichte
10. Links und Materialien

Inge Broer, Uni Rostock/AgroBiotechnikum (2006 in der WDR-Sendung "Immer Ärger mit Linda")
Im Moment ist es hauptsächlich Forschung in der Gentechnik, weil es dafür Geld gibt.

Geld abgreifen ... Staatliche Förderung lässt Firmenneugründungen sprießen
Aus der Studie "Zukunftsfelder in Ostdeutschland" der Uni Rostock im Januar 2008:
Die Biotechnologie hat sich innerhalb weniger Jahre in Deutschland zu einer Boom-Branche entwickelt, was sich an der wachsenden Zahl innovativer Firmengründungen ablesen lässt. In keinem anderen europäischen Land gibt es derzeit vergleichbar viele Standorte, an denen sich Biotechnologie-Unternehmen angesiedelt haben, wie in Deutschland. Die Gründe liegen ähnlich wie in anderen europäischen Regionen u.a. in der staatlichen Förderung, mit der finanzielle Schwierigkeiten in der Anfangsphase der Unternehmen abgefangen werden können. Positiv hat sich ferner ausgewirkt, dass die Lücke zwischen wissenschaftlicher Forschung und wirtschaftlicher Anwendung spürbar verkleinert werden konnte. (vgl. BMWi 2007)

Ziel 1 der Gentechnikversuche am AgroBioTechnikum: Geld!
Inge Broer, Uni Rostock/AgroBiotechnikum (2006 in der WDR-Sendung "Immer Ärger mit Linda")
Im Moment ist es hauptsächlich Forschung in der Gentechnik, weil es dafür Geld gibt.
Aus einem Interview mit Inge Broer, in: Volksstimme am 4.8.2009
Der Verein FINAB will sich mit der Sicherheit aller neuartigen Lösungen in der Landwirtschaft befassen. Bis jetzt erhalten wir aber leider nur Mittel für Versuche an gentechnisch veränderten Pfanzen.

Ziel 2 der Versuche: Selbsterhalt
Aus einem Grußwort des Landes-Landwirtschaftsministers Till Backhaus bei einer Gentechniktagung im Mai 2009:
Gute Ergebnisse in diesem Bereich sind für die Landesregierung und für mich als Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz die besten Argumente sowohl gegenüber dem Bund als auch innerhalb des Landes, mich für den Erhalt der Agrarwissenschaften in der Universität Rostock aber auch ganz aktuell für den Erhalt zumindest eines Teils der Bundesforschungsanstalt hier in Groß Lüsewitz einzusetzen.

Am Anfang war das deutlich erkennbar: Es ging um Firmenaufbau - als Zweck des Ganzen!
Vom Verein FINAB (gemeinnütziger Tarnverein der Gentechnikaktivitäten am AgroBioTechnikum, wo jetzt auch das Gengerstenfeld betreut wird) auf der eigenen Internetseite zu den ersten Freisetzungen selbst formuliertes Ziel eines Firmenaufbaus:
Diese Freisetzung dient einerseits der Etablierung von notwendigem Know-how für die Beantragung und Durchführung von Freisetzungen am Standort Groß Lüsewitz, andererseits als politisches Signal und Präsentation des Dienstleistungsangebotes im AgroBioTechnikum. Gemeinsam mit der Universität Rostock wird an der Etablierung von Analyseverfahren zur Identifizierung und Quantifizierung von gentechnisch veränderten Pflanzen gearbeitet. Diese Verfahren sollen als Standarddienstleistungen im Zentrum angeboten werden.


Und für so etwas gibt es auch noch allgemeine Agrarförderungen ...

Aus dem Register der Agrarsubventionen für 2008


Mit dabei: Gemeinde Sanitz und ihr Bürgermeister
Joachim Hünnecke, Bürgermeister und FDPler, ist ein Mann der ersten Stunde. Die Gemeinde hat Grundstück und Haus zur Verfügung gestellt. Als 2011 das Haus durch einen Wasserschaden beschädigt wurde, kümmerte sich die Gemeinde schnell um ihre Gentechnikfirmen: "Fertig gestellt ist auch, nach den dramatischen Nässeschäden des Vorjahres, die Sanierung des Büro- und Laborgebäudes/ABT in Groß Lüsewitz mit einem Wertumfang von ca. 625.000 EUR." (Sanitzer Mitteilungen, 15.5.2012)

Hilfe und Geld vom Land ...
Das AgroBioTechnikum ist ein Kind der rot-roten Landesregierung!
Mecklenburg-Vorpommern will eigentlich ein Vorzeigeland für ökologischen Landbau sein. Tatsächlich aber existieren gerade hier im Bereich der Agro-Gentechnik enge Verflechtungen zwischen öffentlich finanzierter Forschung, Lobbygruppen und kommerziellen Unternehmen.
  • Ab 2009 erhält das Schülerlabor für Gentechnik im AgroBioTechnikum eine neue Förderung des Landes Mecklenburg-Vorpommern (MVregio, 4.9.2009).
  • Daten zum Gebäude und der Errichtung

Aus "Die Cholera-Kartoffel", in: Focus, 30.3.2009
Mecklenburg-Vorpommern steht der Wissenschaft ohnehin aufgeschlossen gegenüber: Es gibt hier bundesweit die größte Fläche an Freisetzungen. Die öffentliche Hand finanzierte für knapp neun Millionen Euro das Genzentrum Agrobiotechnikum Groß Lüsewitz nahe Rostock und genehmigte weitere neun Millionen Euro Fördergelder. Davon profitierte die agile Wissenschaftlerin irgendwie immer: ob als Uni-Professorin oder über ein verschachteltes Geflecht von Firmen, mit denen die 54-Jährige verbunden ist. Naturschützer sprechen von „Filz“. Inge Broer nennt es „die Rettung der unabhängigen Forschung“.

Seit 2009 ist, um eine Pleite zu verhindern, die Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern Träger des AgroBioTechnikums. Die SteuerzahlerInnen treten also mal wieder als Garant der Arbeitsfähigkeit von Firmeninteressen auf nach dem Motto: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren. Aufsichtsratsvorsitzender der Landgesellschaft ist Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD), der große Unterstützer des AgroBioTechnikums von Beginn an.

Im Original: Aus der Landgesellschafts-Internetseite
Aus der Unterseite zum AgroBioTechnikum:
Das AgroBio Technikum Groß Lüsewitz wurde mit Unterstützung des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der Europäischen Union und des Bundesministeriums für Bildung und Forschung errichtet und dient seit dem Jahr 2005 als Kompetenz- und Gründerzentrum der Ansiedlung innovativer Unternehmen mit dem Schwerpunkt im Bereich der Grünen Biotechnologie.
Anschrift:
AgroBio Technikum
Groß Lüsewitz
Thünenplatz 1
D-18190 Groß Lüsewitz


Eigentümer:
Gemeinde Sanitz
Internet: www.sanitz.de


Betreiber: seit dem 01.01.2009
Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH ...

Das AgroBio Technikum umfasst:
ein Büro- und Laborgebäude
ein Technikum
eine Mehrzweckhalle
ein Forschungsgewächshaus
Dem AgroBio Technikum stehen zudem 260 ha Ackerland für Freilandversuche, die in Rotation genutzt werden, zur Verfügung.


Im AgroBio Technikum arbeiten und forschen zur Zeit folgende Unternehmen:
biovativ GmbH (www.biovativ.de)
BioMath GmbH (www.biomath.de)
BTL Bio-Test Labor GmbH (www.biotestlab.de)
Micor GmbH (www.micorgruppe.de)
Forschungsverbund Mecklenburg-Vorpommern e.V. (www.fmvev.net)
Leibniz-Institut für Katalyse e.V. (www.catalysis.de)


Die Betreibung des AgroBio Technikums wird wissenschaftlich vom FINAB e.V. (www.finab.de) begleitet.

Aus der Unterseite zum Aufsichtsrat
Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Till Backhaus
Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern

Gesellschafter Ges. Anteil
Land Mecklenburg-Vorpommern 50,50 %
Deutsche Postbank AG, Bonn 11,00 %
Landwirtschaftliche Rentenbank, Frankfurt /Main 9,75 %
Landkreistag Mecklenburg-Vorpommern e.V. 0,05 %
Bauernverband Mecklenburg Vorpommern e.V. 0,05 %
Eigene Anteile 28,65 %


Trotz Massen an Steuergelder: Der Pleitegeier kreist

Landesregierung muss ständig Geld reinpumpen
Aus dem Artikel "Leere Labore "im Spiegel am 6.10.2008 mit vielen weiteren Hintergrundinformationen
2004 ging es dann auch in Mecklenburg-Vorpommern los - der Lobbyverein "zur Förderung innovativer und nachhaltiger Agrobiotechnologie" (Finab), dem Broer vorsitzt, hatte immer wieder angetrieben. Für zehn Millionen Euro wurde in Groß Lüsewitz östlich von Rostock ein Agrobiotechnikum gebaut - mit einem Schülerlabor für Gentechnik. 260 Hektar Fläche gehören zum Groß Lüsewitzer Anwesen.
Während die Agrokonzerne in Westdeutschland ihre Gen-Freisetzungen vorsichtshalber in kleinen Portionen auf wohlgesinnte Gemeinden verteilen, brauchen sie in Groß Lüsewitz keine Rücksicht zu nehmen: Außer einem benachbarten Biounternehmer mit dem Namen Kampf, der allerdings schon zwei Klagen verlor, regt sich kaum Widerstand. "Theoretisch", so Kerstin Schmidt von der Finab, "kann die gesamte Fläche gentechnisch genutzt werden."
Im Moment ist es allerdings nur ein kleiner Teil: Neben Broers Plastik-Kartoffeln wächst hier der umstrittene genveränderte Mais MON 810 von Monsanto, der das Gift des Bodenbakteriums Bt selbst produziert und damit gegen Schädlinge wie den Maiszünsler wirkt. Der Zünsler war im Norden lange kaum ein Problem. Doch durch die vielen Mais-Monokulturen, verstärkt durch die boomende Biogas-Branche, breitet sich dieser Schädling inzwischen auch dort aus. Hinter einem zwei Meter hohen Bauzaun und einem kleineren mit Elektromaschen reifte auch die neue Super-Kartoffel Amflora von BASF. ...
Das Feld bei Groß Lüsewitz lässt BASF Plant Science von einem externen Dienstleister bestellen, der Firma Biovativ. Die besitzt einige Ackergeräte sowie einen Traktor aus Weißrussland und soll die Freisetzungen wissenschaftlich begleiten. Vor allem aber soll sie helfen, das ganze Zulassungsprozedere schneller und billiger zu machen. Eine Pflanzenzulassung koste im Moment mindestens zehn Millionen Euro, so Broer, was sich fast nur Konzerne leisten könnten. "Wir können hier auf eine Million Euro runterkommen." Chefin von Biovativ ist Broers Bekannte Kerstin Schmidt. Auf ihrer Visitenkarte stehen neben der Finab und Biovativ auch noch ein paar andere Firmen: BioMath etwa, ein kleines Statistikunternehmen, und Bio-OK, eine "One-Stop-Agency" für Pflanzenzüchter. Schmidt bekommt drei Geschäftsführergehälter. Und alle Firmen haben eines gemeinsam: Ohne öffentliche Fördermittel würde es sie so nicht geben.
Andreas Bauer vom Umweltinstitut München hält die Situation in Mecklenburg-Vorpommern für "Vetternwirtschaft": "Forschungsgelder werden innerhalb eines kleinen Zirkels von Eingeweihten untereinander verteilt."
Christoph Then, lange bei Greenpeace für Gentechnik zuständig, hat gerade für die Grünen ein Gutachten zur Rolle der Behörden in der Agro-Gentechnik vorgelegt. Broer und Schmidt wirft er eine "intransparente Verquickung" ihrer öffentlichen und privatwirtschaftlichen Tätigkeiten vor: Broer mischt etwa neben ihrer Uni-Tätigkeit auch bei der Firma Biovativ mit, der kommerziellen Tochter der Finab. Zugleich tritt sie als Gutachterin bei der EFSA auf - wie auch Schmidt. ...
Gründungsmitglied des Lobbyvereins Finab ist der Mikrobiologe Joachim Schiemann, der auch fluoreszierende Gen-Pflanzen entwickelte. Im Hauptberuf ist der Braunschweiger Professor Abteilungsleiter bei der Biologischen Bundesanstalt - und er arbeitet als Sachverständiger für die EFSA. Seine Risiko-Einschätzungen dienen der EU-Kommission und dem EU-Parlament als Grundlage für Entscheidungen zur Gentechnik. Mit seiner Doppelrolle sei Schiemann "zu weit gegangen", sagt Then. Schiemann sieht das anders: Er habe "keine kommerzielle Verbindung zur Gentechnikindustrie". Zudem habe er die Finab verlassen, als der Verein sich "mehr in Richtung Gentechnik" bewegt habe.
Mit der Finab und dem Agrobiotechnikum wollten Schiemann, Broer und die darin versammelten Saatgutfirmen eigentlich für eine "New Economy" in Mecklenburg sorgen und Arbeitsplätze schaffen. Doch die Gänge im Technikum sind verwaist. Durch Sichtfenster in den Türen fällt der Blick auf leere Laborräume. Sie sind möbliert und mit allen Anschlüssen versehen, nur ohne Mieter. Der Betreiber, eine Firma namens BioConValley, spricht von Anlaufproblemen. Im Zentrum arbeiteten derzeit 35 Personen, es sei nur zu 50 Prozent ausgelastet, ein Zuschussbetrieb.



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